Essen. Ein achtjähriger Junge ist auf Fuerteventura gestorben, nachdem ihn eine Pumpe in einem Hotel-Pool unter Wasser gezogen hat. Die Hotelleitung blockiert die Aufklärung und schmeißt den TÜV Rheinland aus dem Hotel. Reiseanbieter nehmen das Hotel aus dem Programm.
Es sind 26 Grad. Die Sonne brennt im Urlaubsort Costa Calma auf Fuerteventura. Aus dem Swimmingpool ist fröhliches Kinder-Geschrei zu hören. Keine Spur davon, dass sich im Hotel „Monica Sunrise Beach“ erst vor wenigen Tagen eine Tragödie ereignet hat. Der achtjährige Lukas wurde, wie berichtet, in dem Pool des Drei-Sterne-Hotels von einer Pumpe für die Wasserzirkulation angesaugt und konnte erst nach Minuten unter Wasser befreit werden. Auf dem Weg ins Krankenhaus starb der Junge aus dem hessischen Bad Orb.
Es ist der dritte tödliche Unfall dieser Art in diesem Jahr. Auch in der Türkei und in Bulgarien kamen Kinder in Hotel-Pools ums Leben.
Hotelleitung lehnt Hilfe ab
Dass der 1,45 Meter tiefe Pool auf Fuerteventura trotz des jüngsten Unglücks nicht gesperrt wurde, ist für Olaf Seiche vom TÜV Rheinland ein Skandal. Der Fachmann für Hotelsicherheit ist dem Hilferuf der verzweifelten Eltern gefolgt und mit einem RTL-Team auf die kanarische Insel geflogen. „Ich habe vor Ort sofort meine Hilfe angeboten und wollte den Pool untersuchen, aber die Hotelleitung hat das strikt abgelehnt und eine Messung an der Unglücks-Pumpe mit Sicherheitskräften verhindert“, berichtet Seiche im DerWesten-Gespräch. Er habe augenscheinlich nicht erkennen können, ob die Gefahrenquelle behoben wurde. „Es ist völlig unklar, ob es sich um einen Bedienungs- oder einen Konstruktionsfehler gehandelt hat“, so Seiche. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, aber noch keine Stellungnahme abgegeben.
Die Obduktionsbilder des toten Jungen haben TÜV-Fachmann Seiche vor Augen geführt, wie gefährlich die Pumpe dieses Hotel-Pools sei, berichtet er. „Die Abdrücke des Schutzgitters über der Absaugöffnung sind auf dem gesamten Körper zu sehen.“ Laut Erzählungen hätte ein erwachsener Mann es nicht alleine geschafft, den achtjährigen Lukas von der enormen Saugkraft der Pumpe zu befreien. Erst mit Hilfe eines zweiten Hotelgastes konnte Lukas aus dem Wasser gezogen werden.
Eltern zwischen Trauer und Zorn
Die Eltern erheben im RTL-Interview schwere Vorwürfe gegen die Hotelbetreiber. Die nötige Abdeckung vor dem Saugrohr sei fehlerhaft gewesen. Denn Lukas galt als sehr guter Schwimmer. „Der ist immer getaucht, der wollte später zu den Tauchern gehen. Da mache ich mir doch keine Gedanken, wenn er mal kurz weg ist. Der hätte es geschafft, wenn das Ding nicht kaputt gewesen wäre“, behauptet seine Mutter Ulrike. „Wir haben unseren Sohn – ein fröhlicher Junge – unser ganzes Glück verloren“, klagt Vater Alexander. In seiner Trauer und in seinem Zorn fordert er, dass jemand zur Verantwortung gezogen wird. Olaf Seiche bezweifelt, dass die Ursache jemals gefunden wird.
Große Reiseanbieter haben bereits auf das Unglück und die schleppende Aufklärung reagiert. Bei Neckermann und der TUI-Marke 1-2-Fly ist das Hotel „Monica Sunrise Beach“ nicht mehr buchbar. Die Urlauber vor Ort seien durch die Reiseleitung vor dem Hotel-Pool gewarnt worden, erklärten Sprecher der beiden Unternehmen gegenüber DerWesten. Auf Wunsch werde den Hotelgästen auch eine alternative Unterkunft angeboten.
Alltours hat der Hotelleitung bis Dienstagabend eine Frist gesetzt. „Falls die Sicherheit der Hotelgäste bis dahin nicht hundertprozentig gewährleistet werden kann, werden wir das Hotel aus dem Reiseverkauf nehmen“, sagt Alltours-Sprecher Stefan Suska.