Essen. . Günther Jauch & Co punkten weder bei den Themen, noch bei der Auswahl der Gäste. Intern wird zudem bemängelt, dass die Moderatoren die Talkshows selber produzieren. Der Ausschuss regt an, die Shows ARD-intern zu produzieren.

Der tägliche Talk in der ARD wird schon lange kritisiert. Von Medienwissenschaftlern wie Bernd Gäbler, der sich in einer Studie mit diesem Format, „das den Zenit der Bedeutung überschritten hat“, befasst. Von Dokumentarfilmern und Magazin-Machern, die durch die tägliche Quasselei von ihrem Sendeplatz verdrängt wurden.

Die verbalen Attacken kamen bisher von außen. Jetzt scheint sich eine Front im eigenen Haus aufzubauen. Der ARD-Programmausschuss hat dem NDR-Rundfunkrat eine Defizit-Liste vorgelegt. Wichtigster Kritikpunkt: die Themen- und Gästewahl bei Jauch & Co.

Fünf sind scheinbar mindestens eine zu viel. „Alle fünf Talk-Sendungen sind unpolitischer geworden, was dazu führt, dass wichtige gesellschaftlich relevante Themen, die komplex und somit erklärungsbedürftig sind, nicht behandelt werden“, heißt es in der Tischvorlage. Wirtschafliche und energiepolitische fehlen gänzlich. Oder wie Gäbler in seiner Studie schreibt: „Talkshows tragen aus, was ohnehin in ist. Sie sind nie vorausschauend, sondern immer reaktiv.“

Penetrantes Auftreten von Dauergästen

Themendoppelungen seien, so die NDR-Vorlage, immer noch an der Tagesordnung. Zudem habe sich an dem penetranten Auftreten von Dauergästen nichts geändert, mokiert der Programmausschuss.

Nicht die Logik des Arguments zähle, so Gäbler in seiner Studie, sondern der sympathische Gesamteindruck. Im Zweifelsfall sei der Show-Wert wichtiger als die Kompetenz. Die Talkshows hätten Nachfrage geschaffen für den Typus des unterhaltsamen Politikers.

Auf ARD-Kompetenz setzen

Für Verstimmung im Ausschuss sorgte zudem die Tatsache, dass Jauch und seine Kollegen die Talkshows selber produzieren. Der Ausschuss regt an, die Shows „ARD-intern zu produzieren und damit auf die eigenen Kompetenzen und Fachredaktionen zurückgreifen“ zu können.

Welche Konsequenzen der NDR, der mit „Anne Will“, „Reinhold Beckmann“ und „Günther Jauch“ für gleich drei Talkrunden verantwortlich ist, aus der Kritik ziehen will, bleibt offen. NDR-Sprecher Martin Gartzke erklärte auf Anfrage dieser Zeitung, dass Hinweise aus dem Gremium selbstverständlich mit den Redaktionen besprochen werden. In der Tischvorlage heißt es nebulös: „Es bedarf weiterhin einer kontinuierlichen Beobachtung und der Kooperation mit den Programmverantwortlichen.“