Berlin. Stephanie zu Guttenberg hat der Bundesregierung im Kampf gegen Kindesmissbrauch Versagen vorgeworfen. Sie hatte durch eine Sex-Täterjagd bei RTL 2 Schlagzeilen gemacht - und hofft auf eine Fortsetzung der Sendung. Die Frage, ob sie mit ihrer Familie nach Deutschland zurückkehre, ließ sie offen.
Stephanie zu Guttenberg findet keine guten Worte für ihr Heimatland: Deutschland sei, was den Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch angehe, ein Entwicklungsland, sagte die Frau des ehemaligen Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Donnerstag in Berlin anlässlich des zehnjährigen Bestehens der deutschen Sektion der Kinderschutzorganisation Innocence in Danger. Zu Guttenberg ist Präsidentin des Vereins, der 2010 unter anderem durch die Sendung "Tatort Internet" bei RTL 2 in die Kritik geraten war. Eine Fortsetzung der Sendung sei zwar wünschenswert, allerdings derzeit nicht geplant, sagte sie.
Der Bundesregierung warf zu Guttenberg Versagen im Kampf gegen Kindesmissbrauch vor: "Es ist eine bittere Wahrheit, dass es sich der Staat bei diesem Thema recht bequem macht", betonte sie. Eine flächendeckende Struktur von Opferschutz-Einrichtungen werde nur durch kleine Organisationen gewährleistet, Therapiemöglichkeiten und Beratungsstellen seien nicht in ausreichender Zahl vorhanden und Personal in zuständigen Behörden nicht ausreichend geschult, bemängelte sie.
Rückkehr nach Deutschland offen
Sie verwies auf den Umgang mit dem Thema in den USA, wo ihre Familie lebt. Dort werde "sehr viel lauter gekämpft". "Das sind teils richtig coole Kampagnen mit Stars aus der Musikbranche." Solch präventive Maßnahmen wünsche sie sich auch hierzulande. Zu einer möglichen Rückkehr ihrer Familie nach Deutschland wollte sie sich nicht äußern. Sie sei keine Prophetin, sagte sie.
Die Kooperation mit dem Fernsehsender RTL 2 bei "Tatort Internet" rechtfertigte die Präsidentin als notwendigen Schritt: "Durch das Format haben wir sehr viele Menschen erreicht." Wenn es der Aufklärung diene, würde sie sich erneut daran beteiligen. In der Sendung sollten mutmaßliche Pädophile mithilfe von Lockvögeln und versteckter Kamera im Netz "entlarvt" werden. Die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) hatte zwei Folgen der Sendung beanstandet, da die möglichen Täter zum Teil nicht ausreichend unkenntlich gemacht worden waren.
Vorwurf der Intransparenz
Innocence in Danger beschäftigt eigenen Angaben zufolge sieben hauptamtliche und acht ehrenamtliche Mitarbeiter. Das Spendenaufkommen des Vereins belief sich 2010 auf knapp 850.000 Euro. Die zum DuMont-Verlagshaus gehörenden Blätter "Berliner Zeitung" und "Frankfurter Rundschau" hatten dem Verein 2010 vorgeworfen, er arbeite intransparent. Er gebe unter anderem zu Fragen nach Höhe der Spendeneinnahmen, der Mittelverwendung und den Verwaltungskosten keine Auskunft, hieß es. Innocence in Danger reagierte daraufhin mit der Ankündigung einer Strafanzeige. Das Verfahren wurde einer Sprecherin der Organisation zufolge mit einem Vergleich beendet.