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Der TV-Sender RTL II will sein Format „Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder“ in deutsche Klassen- und Kinderzimmer exportieren. RTL II erklärte, man habe eine Aufklärungs-DVD vorbereitet.

RTL II musste sich eine Menge Kritik gefallen lassen. Viel zu reißerisch versuche das Sendeformat „Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder“, das Thema Kindesmissbrauch aufzubereiten. Mutmaßliche Täter seien identifizierbar, ihre Rechte blieben unberücksichtigt. Presserechtler bezeichneten das Format als rechtswidrig.

Jetzt wagt der Sender die Flucht nach vorn. Aufgrund der riesigen Resonanz auf das Format wolle man ein Arbeitspaket zu Aufklärung und Vorbeugung herausbringen, kündigte RTL II heute an. Der Sender will darin über gängige Täterstrategien aufklären und über typische Opferprofile informieren.

Unterstützung vom Bund Deutscher Kriminalbeamter

Lehrer, Polizeibeamte, Pädagogen und Jugendarbeiter seien an Material zum Einsatz in Vorträgen und Schulungen interessiert, erklärte der Sender. RTL II wolle diesem Informationsbedarf Rechnung tragen und führe seine Initiative zum Schutz vor sexuellem Missbrauch mit konkreten Arbeitsmaterialien fort. Das Arbeitspaket habe zum Ziel, Pädagogen, Eltern und Kinder für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Kommunikationsmöglichkeiten im Netz zu sensibilisieren, so der Sender.

RTL II unterstreicht die Notwendigkeit seines Aufklärungspaketes mit Aussagen des Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. „Eltern erkennen endlich, dass Kinder und Jugendliche im Netz nicht ohne Hilfestellung unterwegs sein sollen“, zitiert der Sender Klaus Jansen. Lob kam laut RTL II auch vom Medienwissenschaftler Jo Groebel. Auf Kindesmissbrauch hinzuweisen, sei für Massenmedien immer ein inhaltliche und geschmacklicher Drahtseilakt. „RTL II hat das Experiment gewagt, das Thema mit der Sendung aufzugreifen, die bisher weniger erreichte Zielgruppen dafür sensibilisiert“, so Groebel.

Morddrohungen gegen mutmaßliche Täter

„Tatort Internet - Schützt endlich unsere Kinder“ war in den vergangenen Tagen massiv in die Kritik geraten. Das Format gehe das Thema viel zu reißerisch an. Morddrohungen gegen mutmaßliche Täter, die in der Sendung zu Wort kamen, sorgten darüber hinaus für Aufsehen. Der Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung des Caritasverbands Würzburg konnte so identifiziert werden, weil RTL II zwar Bilder pixelte und Stimmen verzerrte, trotzdem aber zu viele Informationen zur Person des Mannes preisgab.

RTL II hatte ihn ausfindig gemacht, indem sich eine Reporterin in einem Internet-Chat als minderjährig ausgab und mit ihm ein Treffen vereinbarte, das RTL II anschließend aufnahm und sendete. Der Mann wurde von seiner Tätigkeit entbunden und erhielt ein Hausverbot bei der Caritas.

Von der Kritik ausgenommen blieb auch nicht Stephanie zu Guttenberg, Gattin des Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die die erste Sendung der Reihe moderierte. (Froh/dapd)