Essen. . Er steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Markus Lanz soll als neuer Moderator von “Wetten dass...?“ das Flair der Sendung erhalten und dem Unterhaltungs-Schlachtschiff gleichzeitig seinen eigenen Stempel aufdrücken. Im Interview spricht er über Pläne, Kindheits-Erinnerungen und über Frank Elstner.

Markus Lanz (42) tritt die Nachfolge von Thomas Gottschalk (61) bei „Wetten, dass...?“ an. Wir sprachen mit ihm darüber, wir er die Show künftig gestalten will:

Ist „Wetten, dass...?“ für Sie ein Sechser im Lotto?

Markus Lanz: Ich habe gemerkt, dass „Wetten, dass...?“ eine Aufgabe von nationaler Bedeutung ist. Mir wurde das klar, als das Thema in den „Tagesthemen“ auftauchte.

„Wetten, dass...?“ ist eine Traditionssendung. Wie sind Sie damit aufgewachsen?

Samstagabend im Frotteemantel

Lanz: Ich kann mich gut daran erinnern, dass die Sendung ein fester Bestandteil meiner Jugend war. „Pater Brown“, „Dornenvögel“ und dann „Wetten, dass...?“ – und ich im Frotteemantel. Dann war es Samstagabend, und das war bei uns Badetag. Das ist bis heute für mich das „Wetten, dass...?“-Lebensgefühl, und interessanterweise funktioniert es noch heute, beispielsweise bei meinem Sohn. Für mich hat die Sendung unheimlich viel Charme. Frank Elstner hatte eine tolle Idee, und Thomas Gottschalk hat unglaublich viel daraus gemacht.

Frank Elstner und Thomas Gottschalk stehen für zwei Moderationsstile. Welchem stehen Sie näher?

Lanz: Meinem eigenen.

Das klingt nach Frank Sinatra: I’ll do it my way – ich mach’ es so, wie ich es will.

Lanz: Man schaut mit großem Respekt auf die Leistung der Kollegen, aber man muss auch sehen, dass vieles dem Zeitgeist geschuldet ist. Wir müssen also die Dinge so anfassen, dass die Leute das Gefühl haben, die Macher der Sendung haben sich was getraut und was Neues draus gemacht.

Wann hatten Sie das Gefühl, die Show könnte Sie reizen?

Lanz: Vor drei, vier Wochen, als mich Thomas Bellut ganz konkret gefragt hat. Ich habe mich auch nicht selbst ins Spiel gebracht, im Gegenteil, ich habe zu einem frühen Zeitpunkt erstmal gesagt, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin auch mit dem, was ich unter der Woche am späten Abend mache, sehr, sehr glücklich.

Kein Vertrag - nur ein Handschlag

Dann war das Angebot da.

Lanz: Ich habe gesagt, unter bestimmten Umständen, warum nicht? Vielleicht dann, wenn wir die Moderation zu zweit machen, in einer interessanten Kombination. Aber das ZDF wünschte sich, ich solle es allein machen.

Und dann kamen die Anwälte?

Lanz: Eben nicht. Es gibt bis heute keinen Vertrag. Wir haben auch nie über Geld geredet. Wir haben uns in die Augen gesehen und gefragt: „Können wir uns das vorstellen?“ Dann haben wir’s per Handschlag besiegelt. Wenn wir Erfolg haben, wenn alles funktioniert, ist alles wunderbar, und wenn es nicht funktioniert, werde ich nicht derjenige sein, der sich krampfhaft daran festhält.

Fürs Erste tragen Sie die Last von 30 Jahren Fernsehgeschichte auf Ihren starken Schultern.

Lanz: „Wetten, dass...?“ gehört zu unserer Kultur, keine Frage. Und ich habe immer gesagt, das Format hat noch Kraft, dieser edel und aufwändig inszenierte Kindergeburtstag. Er war nie besser als heute. Das passt zum Zeitgeist, zum Rückzug in die eigenen vier Wände, das hat etwas Romantisches. Und das ist die Reaktion auf eine Welt, in der vieles erodiert. Das Fernsehen vollzieht diesen Trend nach. Insofern bin ich zuversichtlich, dass wir eine schöne Familiensendung auf die Beine stellen.

Kann man in der Fernsehöffentlichkeit private Momente inszenieren?

Lanz: Es ist eine spannende Aufgabe, die unterschiedlichen Men­schen, die da kommen, miteinander ins Gespräch zu bringen – und dabei auch für Brüche zu sorgen. Es geht mir um mehr, als möglichst große Namen in loser Reihenfolge zu präsentieren. Es geht darum, Leute zusammenzubringen, die sich sonst vermutlich nie begegnet wären. Dabei können magische Momente entstehen, die man nicht am Reißbrett planen kann.