Essen. . Zwölf Monate verplemperte das ZDF auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Gottschalk bei „Wetten, dass..?“. Die einen wollen, aber können nicht. Andere können, aber wollen nicht.
Dem Ersten bereitet er keine Freude, und dem Zweiten auch nicht. Thomas Gottschalk steht als neuer Vorabend-Plauderer in der ARD vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Derweil finden die Mainzelmänner keinen Ersatz für ihn beim Show-Klassiker „Wetten, dass..?“. Dabei drängt die Zeit. Bis zu seinem Amtsantritt am 15. März muss der gewählte Intendant Thomas Bellut die Prestige-Personalie geklärt haben.
Bisher lief es unrund. Das ZDF verplemperte zwölf Monate, seit Gottschalk seinen Rückzug aus Europas erfolgreichster Fernsehshow ankündigte.
Wunschkandidat Kerkeling sagte gleich zweimal ab
Wunschkandidat Hape Kerkeling sagte öffentlich ab – ausgerechnet in Gottschalks vorletzter „Wetten, dass..?“-Ausgabe im vorigen November. Obendrein drehte der Komiker dem Zweiten gleich doppelt eine Nase: zunächst in seiner Paraderolle Horst Schlämmer und anschließend als Hape Kerkeling.
Wer auch immer die Moderation von „Wetten, dass..?“ übernimmt, muss mit dem Makel der B-Besetzung leben.
„Es ist eine Gemengelage“, wie ein Branchenkenner nicht ohne Bedauern feststellt. Die einen wollen, aber können nicht. Andere können, aber wollen nicht – wie Jörg Pilawa. Die Chefetage auf dem Mainzer Lerchenberg traut dem smarten Hamburger zu, die Show unfallfrei zu moderieren. Allein, Pilawa hat öffentlich mehrfach nein gesagt.
Das Interesse von Johannes B. Kerner gilt als offenes Geheimnis
Andere Moderatoren hingegen ließen sich nicht lange bitten, den Show-Dino zu reanimieren. So gilt es als offenes Geheimnis, dass Johannes B. Kerner gern zugriffe. Ein erneuter Wechsel von Sat.1 zum ZDF würde vergessen machen, dass ihm beim Münchner Bällchensender Fortüne fehlte. Sein Magazin „Kerner“ lief unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der Charme seiner Shows schwankte zwischen mausgrau und steingrau, nur wenn er Übertragungen aus der Champions League moderierte, blitzte etwas von Kerners Klasse auf.
Als Gottschalk-Nachfolger gelänge Kerner der Wiederaufstieg in die erste Moderatoren-Liga. Nebenher könnte ihm der Fußball erhalten bleiben. Nach der Sommerpause liegen die Rechte für die Königsklasse bei den Mainzelmännern. Ob sich Kerners Träume mit denen des ZDF decken, steht allerdings dahin.
Neustart im April soll „eine von mehreren Optionen“ sein
Der Sender selbst verbreitet Optimismus, bald eine Lösung gefunden zu haben. Ein Neustart von „Wetten, dass..?“ bereits im April – das sei „eine von mehreren Optionen“, heißt es. Zweifler überzeugt das nicht.
Derweil stellt sich die Frage, warum ein Format, dessen Erfolg so mit dem Charme eines Moderators verknüpft war, nicht kurzerhand ehrenvoll eingestellt wurde.
Der Wechsel von Thomas Gottschalk zu Wolfgang Lippert in den 90ern hätte als mahnendes Beispiel dienen können. Der Ost-Berliner moderierte die Show fast zu Tode, heute kennt ihn niemand mehr. Das ZDF zog damals die Reißleine. Lipperts Vorgänger wurde sein Nachfolger: Thomas Gottschalk.