Essen. . Er weckte bei „Wetten, dass..?“, die er gar nicht erfüllen wollte: Günther Jauch nutzte Thomas Gottschalks Job-Angebot, um die Quote für seinen RTL-Jahresrückblick hoch zu treiben. Ein schwacher „Tatort“ half dabei.
Er sah seine Chance – und nutzte sie eiskalt. Thomas Gottschalk hatte seinem alten Kumpel Günther Jauch beim „Wetten, dass..?“-Finale die Nachfolge als Moderator angeboten, und RTLs Quoten-König bat sich 24 Stunden Bedenkzeit aus. Die Antwort, sagte Jauch, wolle er tags drauf bei „2011! Menschen, Bilder, Emotionen“ geben. Tatsächlich sagte er ab, kurz vorm Sendungsende, versteht sich. Jauchs Auftritt hinterließ ein schales Gefühl.
Ob er je ernsthaft über Gottschalks Offerte nachdachte, darf im Nachhinein bezweifelt werden. Vielmehr weckte Jauch allzu gern letztlich falsche Erwartungen beim Publikum, um das Interesse an seiner eher emotionsarmen Routine-Sendung zu steigern, die über weite Strecken den staubigen Charme eines Aktendeckels verströmte. Für das RTL-Cleverle indes ging die Rechnung auf. Insgesamt hingen 8,39 Millionen Zuschauer an Jauchs Lippen, darunter glatte vier Millionen unter 50.
Mit dem PR-Coup erster Güte gelang Jauch das Kunststück, dem verschwurbelten „Tatort“ den sicher geglaubten Tagessieg zu nehmen. Ulrich Tukur & Co. lockte lediglich 6,82 Millionen Zuschauer. Zum Vergleich: Die Tabellenführer Thiel und Boerne vom „Tatort“ in Münster ziehen im Schnitt 10,64 Millionen. Nebenher steigerte Jauch sein Vorjahres-Ergebnis um fast drei Millionen zusätzliche Seh-Leute.
Und Gottschalk? Nachdem er sich bei Jauch, wie zuvor schon bei Kerkeling, eine öffentliche Abfuhr abgeholt hatte, versuchte er indirekt, Barbara Schöneberger als Kandidatin zu lancieren – eine Frau mit Witz, Geist und Temperament. Die Sache hatte nur einen Haken. „Das war nicht abgesprochen“, stellte ZDF-Sprecher Alexander Stock auf Anfrage säuerlich fest. Nebenher machte er klar, dass sich das Kandidaten-Karussell vorerst weiter dreht. Stock: „Wir halten weiter daran fest: kein Kommentar zu den zahlreichen Spekulationen. Thomas Bellut hat angekündigt, die Nachfolgeentscheidung erst Anfang kommenden Jahres zu verkünden.“