Essen. Was Unfallopfer und Helfer am 18. November auf der A 31 bei Ochtrup erlebt haben, muss grauenhaft gewesen sein. Mehr als 50 Autos krachten aufgrund dichten Nebels ineinander, drei Menschen starben, viele wurden schwer verletzt. In einem Beitrag des Automagazins „Auto mobil“ (VOX) versuchen Polizisten, Zeugen und Sachverständige den Unfallhergang zu rekonstruieren.

Frank Ewerling war mittendrin im Geschehen, das sich am 18. November letzten Jahres auf der A 31 bei Ochtrup ereignete. Im Beitrag auf VOX, der am Sonntag gezeigt wurde, erinnert er sich an die plötzlich auftauchenden Nebelbänke und die Massenkarambolage, bei der drei Menschen starben: „Konkret konnte man nur die Armaturen wahrnehmen am Auto, aber Sie haben nicht mehr die Scheibenwischer – oder in meinem Fall – den Stern am Fahrzeug wahrgenommen. Und das ganz plötzlich, innerhalb von Bruchteilen von Sekunden.“ Dann rast auch er in den Massenunfall. Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihm die Kinder, die panisch umherliefen und Angst um ihre verletzten Eltern hatten.

Waren die Autofahrer dem undurchsichtigen Nebel hilflos ausgeliefert oder war vielleicht auch überhöhte Geschwindigkeit der Grund für die Katastrophe? Das versuchen derzeit Polizei, Landeskriminalamt und Sachverständige der Dekra zu ermitteln. Denn Tatsache ist: Die Gefahr durch dichten Nebel war zum Zeitpunkt des Unfalls bereits über das Radio verbreitet worden. Die Autofahrer auf der A 31 hätten ihre Geschwindigkeit also den Sichtverhältnissen anpassen müssen. Wie eingeschränkt die Sicht war, erlebten die Helfer aus dem gesamten Münsterland während ihrer Fahrt zur Unfallstelle. „Umso unverständlich war es für die Einsatzkräfte, dass sie dann trotzdem von Fahrzeugen überholt wurden, obwohl die Gefahr eigentlich schon übers Radio bekannt war“, schildert Heribert Volmering vom Kreis Borken die Situation.

Opel Astra wird über die Leitplanke geschleudert

Ein eigentlich harmloser Crash zwischen zwei Audis auf der linken Spur war der Auslöser für die Massenkarambolage, das können die Ermittler schon sagen. In einer Computersimulation wird gezeigt, wie es danach weiterging. Die ersten Autos können den beiden Audis noch ausweichen. Der nachfolgende Verkehr schafft das aber nicht mehr. Zunächst fahren vier Autos ineinander, weitere 20 können nicht mehr bremsen und stoßen ebenfalls zusammen. Daraufhin können noch weitere 24 Pkw nicht anhalten und rasen ebenfalls in die Unfallstelle.

Ein Opel Astra wird über die Leitplanke geschleudert, der 28-jährige Fahrer stirbt. Zwei weitere Menschen werden von Autos erfasst und tödlich verletzt, als sie über die Fahrbahn laufen. Udo Weiß, Leiter der Verkehrsdirektion Münster: „Sehr viel Glück hatten wir, dass ein Lkw-Fahrer rechtzeitig die Unfallstelle erkannt hat, Abstand gehalten hat und etwa drei bis fünf Meter vor dem letzten Fahrzeug zum Stehen kam, denn mit der Masse eines Lkw wäre das ansonsten für uns vom Ausmaß her nicht vorstellbar gewesen.“

Außerdem können die Rettungskräfte von Glück reden, dass viele der beteiligen Autos neuere Modelle waren, die über eine verstärkte Fahrgastzelle verfügen. Joachim Früh, Unfallanalytiker von der Dekra vermutet, dass ein solcher Crash vor zehn Jahren noch viel mehr Todesopfer gefordert hätte. Trotzdem sind die Bilder der Unfallstelle, die am nächsten Morgen in allen Medien gezeigt werden, erschreckend.

Was war richtig? Flucht aus dem Auto oder bleiben?

Ob die beiden Todesopfer, die aus ihren Autos gesprungen und auf der Fahrbahn von nachkommenden Pkw erfasst wurden, falsch gehandelt haben, wollen die Sachverständigen nicht beurteilen. Joachim Früh: „Im Rahmen dieses Chaos, das hier stattgefunden hat, kann man überhaupt nicht sagen, was richtig gewesen wäre oder falsch gewesen wäre. Teilweise wäre es richtig gewesen, im Auto zu verbleiben, teilweise auch, direkt die Flucht zu ergreifen, um hinter die Schutzplanke zu gelangen. Man kann im vorliegenden Fall nicht sagen, was richtig gewesen wäre.“

Ob es menschliches Versagen war oder die Autofahrer dem Nebel hilflos ausgesetzt waren, soll jetzt eine Untersuchung des Nebels zeigen. Dann könnten die Verfahren gegen einige der Autofahrer möglicherweise eingestellt werden.