Essen. . Günther Jauch will die ZDF-Show „Wetten, dass..?“ nicht übernehmen. Das hat der Moderator nach viel Koketterie am späten Sonntagabend in seinem RTL-Jahresrückblick „Menschen, Bilder, Emotionen“ erklärt. Mit Gästen wie Thomas Gottschalk, Gaby Köster und Vitali Klitschko ließ Jauch 2011 Revue passieren.
Gute drei Stunden hat es gedauert. Dann beantwortet Günther Jauch am späten Sonntagabend die Frage mit nein, auf die kaum einer ein Ja erwartet hatte: Er wolle „Wetten, dass..?“ nicht übernehmen, erklärte er dem abgedankten Show-König Thomas Gottschalk und der deutschen Fernseh-Welt. „Ich glaube einfach, dass ich das nicht gut kann“, sagte der TV-Moderator, der einen abgelegten Anzug Gottschalks angezogen hatte, der zwei bis drei Nummern zu groß war – eins der besseren Bilder des Abends. „Menschen, Bilder, Emotionen 2011“ präsentierte Jauch drei Stunden und 20 Minuten lang: Doch der Jahresrückblick blieb über weite Strecken unnötig bildschwach und emotionslos.
Wenn es nach Günther Jauch geht, dann sind nicht wenige der bewegendsten Momente des vergangenen Jahres in RTL-Sendungen passiert. Maite Kelly, Gewinnerin der RTL-Show „Let's Dance“, wird zwar im Einspieler mal wieder auf ihre Figur reduziert, darf dann aber im Studio auch ihre Ausstrahlung sprechen lassen. Pietro Lombardi, diesjähriger Gewinner des RTL-Casting-Flaggschiffs „Deutschland sucht den Superstar“, singt ein Playback-Duett mit seiner ehemaligen Konkurrentin und jetzigen Verlobten Sarah Engels; dass Jauchs kurzes Gespräch mit den beiden anschließend über Smalltalk-Rudimente nicht hinausgeht, ist vermutlich im Interesse aller.
Köster, Schöneberger - Jauch-Gäste aus Jauch-Sendungen
Ein Gespräch mit Kabarettistin Gaby Köster hätte mehr hergeben können. Viel Zeit geht drauf für eine Unterhaltung über die Hunde der 50-Jährigen, die vor knapp vier Jahren einen Schlaganfall erlitt und vor wenigen Monaten den Schritt zurück in die Öffentlichkeit wagte – in, Überraschung, einer RTL-Sendung, dem von Jauchs eigener Firma produzierten „Stern TV“. Sehr viel lockerer, aber genauso belanglos: Der Talk mit Moderatoren-Kollegin Barbara Schöneberger, deren große Leistung 2011 darin zu bestehen scheint, in der Promi-Ausgabe der von Jauch moderierten RTL-Show „Wer wird Millionär“ eine Million Euro gewonnen zu haben. Zurückhaltung bei der Werbung für hauseigene Produktionen kann man den Machern von „Menschen, Bilder, Emotionen“ nicht vorwerfen.
Eigentlich war auch Box-Schwergewicht Wladimir Klitschko eingeladen, der am kommenden Samstag seinen Weltmeister-Titel verteidigen will, was der Kölner Sender übertragen soll. Ob er gegen seinen Herausforderer Jean-Marc Mormeck kämpfen kann, steht nach einer Nierenstein-Operation am Samstag noch nicht fest. Vom Jauchschen Jahresrückblick ließ sich Klitschko der Jüngere jedenfalls wegen Übelkeit entschuldigen; daraufhin musste sein älterer Bruder Vitali mit Günther Jauch gegen die Tischtennis-Spielerin Alena antreten; das Box- und das TV-Schwergewicht hatten gegen die 14-jährige keine Chance, einer der witzigsten Momente der Show.
Bescheidener Retter vom Breivik-Attentat auf Utöya
„Es ist härter als ich dachte“, sagt Deutschlands erster grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann über seinen Job. Eine Woche nach seiner großen Niederlage in der Volksabstimmung über Stuttgart 21 schwäbelt Baden-Württembergs Regierungs-Chef mit grüner Krawatte vor grünen Hintergrund und wirkt so hölzern wie integer. Spannend auch Poker-Babyface Pius Heinz: Knapp neun Millionen Dollar hat der an Geld offenbar wenig interessierte junge Mann gewonnen, als er in Las Vegas Poker-Weltmeister wurde. Zocken? Nur am Spieltisch, den Gewinn will Heinz konservativ anlegen.
Der bewegendste Moment des Abends ist das Gespräch mit Marcel Gleffe: Der Deutsche, der seit einigen Jahren in Norwegen lebt, hat im Juli mehr als 20 Kinder und Jugendliche gerettet, die in Todesangst vor dem Attentäter Breivik von der Insel Utöya ins Meer geflüchtet waren. Gleffe und den zwei Jugendlichen, die bei Jauch zu Gast sind, ist das Trauma dieses Tages, an dem 77 Menschen durch Breiviks Hand starben, weiter anzumerken – Gleffes Courage und Bescheidenheit wirken inspirierend.
Solche Momente gibt es nicht oft an dem langen Fernseh-Abend. In diesem Segment schafft Jauch es, die Katastrophe und ihre Auswirkungen spürbar zu machen – beim Rückblick auf das Erbeben, den Tsunami und die Fukushima-Katastrophe in Japan im März gelingt es dem Moderator erstaunlicherweise nicht. Die Bilder des Jahres laufen so schnell vorüber, dass sie nicht wirken können. Dafür räumt Günther Jauch seinem Freund Thomas Gottschalk, der sich Samstagabend drei Stunden lang von „Wetten, dass..?“ verabschiedet hat, noch mal runde 20 Minuten ein. Ein bisschen mehr Zeit für Menschen, die weniger im Fernsehen sind, hätte der Show gut getan.
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