Essen. Thomas Gottschalk ist ein Großmeister des Showgeschäfts: Er ist Muster-Schwiegersohn und beherrscht den Smalltalk mit Hollywoodstars. Auf der TV-Bühne findet sich heute niemand, der ihm das Wasser reichen kann. Deshalb wäre das ZDF gut beraten, “Wetten, dass...“ abzusetzen. Denn es wird nicht möglich sein, einen würdigen Nachfolger zu finden.

Es muss auch mal gut sein mit „Wetten, dass…?“ 30 Jahre sind genug. Wenn Thomas Gottschalk im Dezember in Friedrichshafen das letzte mal „Top, die Wette gilt!“ gerufen haben wird, dann kann es kein „Beim nächsten Mal sind wir in…“ geben. Jedenfalls nicht mit dem Titel „Wetten, dass…?“

Allerweltsmenschen kuriose bis atemberaubende Kunststücke vorführen zu lassen, wird im Fernsehen immer Zuschauer finden. Aber schlagfertige Blondschöpfe vom Schlage eines Thomas Gottschalk, die gleichmaßen Schwiegermütter begeistern und mit Weltstars Marke Hollywood auf Augenhöhe plaudern, sind in Deutschlands Show-Branche derzeit nicht zu sehen.

Gottschalk hat "Wetten, dass...?" geprägt wie kein anderer

Drei Moderatoren hatte die Dauerbrenner-ZDF-Wett-Show bis dato, doch Thomas Gottschalk hat „Wetten,dass…?“ 24 Jahre lang geprägt, wie es keiner aus der aktuellen TV-Moderatoren-Gilde könnte – oder sich zutraute, siehe Hape Kerkeling. Stefan Raab? Hat zu wenig Glamour. Jörg Pilawa? Ist zu brav. Markus Lanz? Ist zu klebrig. Johannes Baptist Kerner? Könnte vielleicht „Was bin ich?“ wiederaufforsten, aber hat sich da nicht auch mal Norbert Blüm dran versucht?

„Wetten, dass…?“-Abend ist Gottschalk-Abend. Jeder Nachfolger würde an Thomas Gottschalk gemessen. Was das bedeutet, hat vor 20 Jahren Wolfgang Lippert übel zu spüren bekommen, der heute nicht mehr öffentlich darüber reden mag, dass er mal ein paar Sendungen der Nach-Gottschalk war.

Für Gottschalk sind alle Nachfolger zu klein

Kann sich noch wer an Hans-Joachim Kulenkampff erinnern? Der 1998 gestorbene Schauspieler und Showmaster hatte einst regelmäßig Millionen Menschen vor den TV-Geräten versammelt. „Einer wird gewinnen“ hieß das Quiz, in denen – wie bei Gottschalk – die Kandidaten auch meist Staffage waren, weil er, Kulenkampff, im Mittelpunkt stand (und sich gestellt hat). Der Mann konnte sogar die Tagesschau verschieben, weil er hemmungslos die Sendung überzog. Auch Gottschalk hat diese Sendeminuten-Prokura.

Als Hans-Joachim Kulenkampff 1987 endültig bei „EWG“ Adieu sagte, war auch die Show beendet. Damals hatte niemand auch nur gewagt öffentlich zu überlegen, ob man die Sendung im Programm lassen könnte, mit einem anderen Moderator.

Danach war der Show-Altmeister übrigens noch zum ZDF gewechselt und hat „Der große Preis“ vom erkrankten Wim Thoelke übernommen. Das Ergebnis: Kulenkampff hat das biedere Ich-weiß-was-Quiz zu Grunde moderiert. Er war zu groß für diese Show. Wetten, dass Gottschalk-Nachfolger zu klein sind für "Wetten, dass...?"

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