Essen. . Neuzugang Günther Jauch hat das Talk-Schema der ARD kräftig aufgemischt. Seine Quoten stimmen. Doch drei von fünf Kollegen wurden mächtig gerupft. Jetzt schlägt Reinhold Beckmann Alarm. Er trauert seinem einstigen Montagabend-Sendeplatz ziemlich hinterher, weil er nun mit Maybrit Illner konkurriert.
Volker Herres war vom Erfolg überzeugt. Der ARD-Programmchef übte sich vor der Start der neuen Talk-Schiene im September in Berufsoptimismus. Mit Neuzugang Günther Jauch und erfahrenen Talkern Reinhold Beckmann, Sandra Maischberger, Frank Plasberg und Anne Will verfüge die ARD über „fünf sehr profilierte Gesichter“. Herres weiter: „Wir bieten echte Vielfalt. Ich bin sehr optimistisch, dass das beim Publikum gut ankommt.“ Herres irrte. Jetzt, wenige Monate später, muss sich das Erste in Schadensbegrenzung üben.
Vor allem Reinhold Beckmann ist dem Vernehmen nach stinksauer über seinen Sendeplatz. „Beckmann“ wurde vom Montag auf den Donnerstag verbannt. Dort muss er sich der direkten Konkurrenz von Maybrit Illner erwehren. Schlimmer noch: Die Mainzelfrau darf 45 Minuten eher als ihr ARD-Kollegin auf Sendung gehen. Der Erfolg blieb nicht aus: Illner kraxelte erfolgreich aus dem Quoten-Tal. Sie erzielte im ersten Halbjahr einen Marktanteil von 12,6 Prozent. Sie legte um fast einen Prozentpunkt zu und liegt inzwischen überm ZDF-Schnitt.
Beckmann schafft die Millionenmarke nur noch mit Mühe
Beckmanns Marktanteil hingegen stürzte ab. Der einfühlsamste Plauderer des Ersten schaffte beim Publikum nur noch die Millionenmarke, mit Mühe. Seine Quote sackte auf 7,6 Prozent ab. Beckmann ist selbst von Frank Plasbergs unbefriedigender Quote weltenweit entfernt. Die ARD brachte es im abgelaufenen Fernsehjahr auf einen Gesamtschnitt von 12,6 Prozent.
Kein Wunder, dass sich Beckmann zurücksehnt nach der guten, alten Zeit, in der er am Montagabend aufs Publikum losgelassen wurde. Doch Beckmann steht nicht allein da mit seinem Quoten-Elend. Auch Kollege Plasberg hat keinen Grund zu jubilieren, mit einem unterdurchschnittlichen Marktanteil von 9,5 Prozent. Der Wechsel vom Mittwoch auf den Montag bekam ihm nicht. Die Konkurrenz von Günther Jauchs RTL-Klassiker „Wer wird Millionär?“ einerseits und dem populären ZDF-Montagsfilm andererseits ist stark.
Jauch erreicht im Schnitt viereinhalb Millionen Zuschauer
Schwachen Zuspruch beklagt überdies Anne Will. Neuzugang Jauch verdrängte sie vom angestammten Sendeplatz am Sonntagabend. Am Mittwoch dümpelt ihr Marktanteil bei mauen 10,2 Prozent. In etwa stabil blieb Sandra Maischberger – vermutlich weil ihr Gesprächskreis nach wie vor am Dienstagabend stattfindet.
Und Jauch? Der Erfolg gibt dem teuren RTL-Einkauf bisher Recht. Im Schnitt bringt es eine Sonntagsausgabe mit dem ehemaligen Gesicht von „stern TV“ auf 4,59 Millionen Zuschauer. Sehen lässt sich zudem sein Marktanteil. Mit 15,9 Prozent liegt der Schwiegermutter-Traum weiter über dem ARD-Schnitt. Selbst den Vergleich zu seiner Vorgängerin muss Jauch nicht scheuen. Dabei überzeugte schon das Ergebnis von „Anne Will“ mit 4,05 Millionen (14,1 Prozent).
Beckmann will nicht weiter unter Ausschluss der Öffentlichkeiten plaudern. Er schickte den ARD-Oberen einen Notruf. Derzeit beraten sie darüber, wie sie ihrem Talker beispringen können. Dabei drängen sich auch inhaltliche Fragen auf. Die Talks sind kaum zu unterscheiden. Die Gesichter mögen wechseln, doch ihre Frage-Runden bleiben allzu oft gesichtslos.