Essen. . Über „Gefährliche Liebschaften oder wahre Liebe“ sprach Sandra Maischberger am Dienstagabend. Und zeigte mit Gästen wie Marijke Amado und Lisa Fitz, wie man mit Trivialem eine Sendung füllen kann. Ihrem Ruf als Spitzenjournalistin wurde die ARD-Talkerin dabei nicht gerecht.

Griechenland steht vor der Pleite, Bundestrojaner tummeln sich rechtswidrig auf deutschen PCs und Lisa Fitz lebt seit neun Jahren monogam – was passt nicht in diesen Satz? Wer am Dienstagabend in der ARD die Sendung „Menschen bei Maischberger“ verfolgte, kann diese Frage sicherlich mühelos beantworten.

„Neugier und Intelligenz gepaart mit Unnachgiebigkeit und journalistischem Instinkt“, das sind die Attribute, die TV-Talkerin Sandra Maischberger auf der ARD-Homepage zugeschrieben werden. Voller Stolz wird dort auf die zahlreichen Auszeichnungen verwiesen, die die Journalistin im Verlaufe ihrer Karriere erhalten hat – so zum Beispiel die Goldene Kamera oder den Deutschen Fernsehpreis. Mit dem Satz „Journalismus ist meine Berufung“ zitiert man dort die Moderatorin. Große Namen wie Helmut Kohl, Helmut Schmidt oder Günter Netzer werden aufgelistet. Sie alle seien von Maischbergers Persönlichkeit, ihrem Charme und ihrer Kompetenz fasziniert gewesen, heißt es.

Marijke Amado teilt holländische Lebensweisheiten

Berechtigter Stolz angesichts ihres immer souveränen und authentischen Auftretens und ihrer besonnenen Gesprächsführung. Sicherlich darf man an dieser Stelle konstatieren, dass Sandra Maischberger im Vergleich zu einem mittlerweile arg selbstverliebten Frank Plasberg oder der pseudo-interessierten Kuscheltalkerei eines Reinhold Beckmann eine weitaus angenehmere Präsenz auf dem Bildschirm erzeugt als eben jene erstgenannten Herren.

Dennoch muss man – und zwar gerade weil man es von einer seriösen Spitzenjournalistin eigentlich anders erwarten kann und darf – auch in aller Deutlichkeit sagen, dass Frau Maischberger mit ihrem Trivial-Thema „Gefährliche Liebschaften oder wahre Liebe“ am Dienstagabend an den wirklich wichtigen Themen, die das Land momentan umtreiben, meilenweit vorbei „getalkt“ hat. Stattdessen erfährt man als geneigter Zuschauer, dass der Geschlechtsverkehr zwischen einem 14-jährigen Jungen und seiner 27 Jahre älteren Handballtrainerin strafbar war oder dass Marijke Amado der Meinung ist, auf alten Fahrrädern lerne man Fahrrad fahren – eine holländische Lebensweisheit, wie Amado sagte.

Maischberger-Talk als Bravo TV

Für solcherlei Qualitätsstoff hat die ARD also eine Erhöhung ihres Finanzbedarfs angemeldet. Gibt es denn gesellschaftspolitisch keinen Stoff, der momentan relevanter sein könnte? Nichts, das wichtiger ist als die Tatsache, dass der Lebensgefährte von Lisa Fitz 21 Jahre jünger ist als sie oder dass ein gewisser Wolfgang Blankmeister heiratswillige Frauen aus Asien und Osteuropa „importiert“? Wohl nicht. Denn genau das bekam der Zuschauer bei Sandra Maischberger präsentiert.

Fehlte eigentlich nur noch die Live-Schalte nach Hollywood, ins Schlafzimmer von Demi Moore und Ashton Kutcher – vielleicht hätten die beiden Licht ins Dunkel um das große Geheimnis der einzig wahren und echten Liebe bringen können. Wäre sicherlich amüsanter gewesen. Aber vielleicht feiert war die Maischberger-Sendung auch nur der Vorbote eines sich abzeichnenden Comebacks. Bravo TV war ja seinerzeit ein durchaus erfolgreiches Format. Vielleicht wäre dies eine überlegenswerte Alternative für die Programm-Macher im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – als Ergänzung zur neuen Talkoffensive der ARD. (we)