Essen. . Promis im finanziellen Ruin, vor den Trümmern ihres Lebens. Das Lieblingsthema der Privatsender hat den Weg in die Maischberger-Runde gefunden. Die Schauspieler Horst Janson und Wolfgang Lippert nutzten ihren Bankrott, um in eigener Sache zu werben.

Menschen am Abgrund, im finanziellen Ruin, vor den Trümmern ihres Lebens. Am liebsten Prominente oder solche, die es gerne wären. Das Lieblingsthema der Privatsender hat seinen Weg in die ARD gefunden. TV-Talkerin Sandra Maischberger hat die jüngsten Boulevard-Schlagzeilen um den Bankrott des Schauspielers Horst Janson zum Anlass genommen, um für verarmte Prominente die Werbetrommel zu rühren.

Betrogen von schlechten Beratern

Mitleid und Naivität hielten sich die Waage, während sich die Maischberger-Runde fragte: „Wie schnell kann es gehen?“ Wolfgang Lipperts Glaube an die versprochenen hundert Prozent Rendite bezeichnete die Gastgeberin zwar als „Beleidigung für die Intelligenz“. Jansons Kauf zweier Häuser, ohne Eigenkapital und ohne sich die Immobilien überhaupt anzusehen, verdient wohl dasselbe Etikett. Trotzdem nickte man sich stets gegenseitig mitleidsvoll zu, man sei „betrogen“ worden von schlechten Beratern und schlechten Freunden. Künstler, die sich nur mit dem Schöngeistigen beschäftigen, seien eben anfälliger für windige Geschäfte.

Ganz nebenbei machte der inzwischen schuldenfreie Lippert Werbung für sein neues Buch, das den finanziellen Niedergang des Moderators in allen Einzelheiten beschreibt. Die letzte Hoffnung der Eheleute Janson ist hingegen die von einem Freund initiierte Spendensammlung zu ihren Gunsten.

Vermögen am Roulette-Tisch verprasst

Schauspieler Horst Janson und seine  Ehefrau Hella sprachen in der ARD-Talkshow Menschen bei Maischberger über ihre finanziellen Probleme. (Foto: imago)
Schauspieler Horst Janson und seine Ehefrau Hella sprachen in der ARD-Talkshow Menschen bei Maischberger über ihre finanziellen Probleme. (Foto: imago) © imago stock&people

Verbraucherschützerin Annabel Oelmann versicherte zwar, die „Schuldenfalle“ könne bei jedem zuschnappen – die Maschen der zahlreichen Betrüger würden immer ausgefeilter und das Kredit-System wolle sogar, „dass wir auf Pump leben“. Nur würde wohl leider niemand die Biografie von Nicole Märte kaufen. Auch würde kaum jemand für die Verkäuferin spenden, die sich mit kostspieligen Einkaufsbummeln in die Sendung geshoppt hat. Klaus F. Schmidt, der sich selbstironisch als „Multimillionär außer Dienst“ bezeichnet, bekommt nicht einmal Hartz IV. Die Behörden glauben dem Selfmade-Millionär schlichtweg nicht, dass er sein gesamtes Vermögen in nur zwei Jahren am Roulette-Tisch verprasst hat.

Die Perspektiven, die der Bekanntheitsgrad eröffnet – das ist der entscheidende Unterschied zwischen den verarmten Promis, die sich bei Maischberger dem Selbstmitleid hingeben, und den 140 000 deutschen Durchschnittsbürgern, die allein im vergangenen Jahr in die Privatinsolvenz gegangen sind.

Wohlgemerkt: Übel nehmen, kann man es ihnen nicht. In der freien Marktwirtschaft besteht das Risiko zu verlieren. Genauso hat aber jeder das Recht, seine Chancen zu nutzen.