Essen. . Bei „Menschen bei Maischberger“ diskutierte die Runde das Thema „Bin Laden tot – Terror besiegt?“ Ob das Ziel der Mission der Tod oder die Festnahme von bin Laden war, entwickelte sich dabei zur Glaubensfrage. Wirkliche Antworten gab es nicht.

In 81 Minuten kann man jede Menger sinnvoller Dinge tun. Ein Drei-Gänge-Menü zaubern zum Beispiel, eine große Runde durch den Stadtpark joggen oder sich die nackte Kanone mit Leslie Nielsen auf DVD anschauen. Oder man sieht sich am Dienstagabend „Menschen bei Maischberger“ an.

Der Unterschied? Die ersten drei Dinge können Spaß mach. Diese Maischberger-Sendung in der ARD aber nicht. In der Diskussionsrunde mit dem Thema „Bin Laden tot – Terror besiegt?“ erfuhr man absolut nichts Neues.

81 Minuten lang wurden am Dienstagabend in der ARD Meinungen ausgetauscht, die den ganzen Tag über schon in Zeitungen, Internet und Fernsehen die Runde machten. So durfte Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele noch einmal fordern, die deutschen Truppen aus Afghanisten abzuziehen. Spiegel-Online-Journalist und Terrorexperte Yassin Musharbash wiederholte Sätze, die am Vormittag schon im Tagesgespräch auf WDR 5 richtig gut klangen. CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach betonte einmal mehr, dass die deutschen Anti-Terrorgesetze ihren Zweck erfüllen. Und Moderatorin Sandra Maischberger versprach sich gleich am Anfang und verwechselte Osama mit Obama. Ein Fehler, über den sie kurz lachte, später aber Regierungssprecher Steffen Seibert vorhielt, dem das gleiche Missgeschick beim Kurznachrichtendienst Twitter passiert war.

Stellungnahme der US-Regierung fehlte

Wirklich Spannendes erfuhr nur, wer nach dem Ende der Sendung vor Langeweile vergaß, den Fernseher direkt auszuschalten. Denn in den Nachrichten wurde zwei Minuten später verkündet, das Osama bin Laden beim Einsatz der Navy Seals unbewaffnet war. Eine Info, die den Gästen im TV-Studio offenbar fehlte. Aber wohl locker 20 Minuten Debatte über den Zweck der Aktion überflüssig gemacht hätten.

Obama sah dem Einsatz zu

Bange, angespannte Minuten im Weißen Haus: Den Einsatz gegen Osama bin Laden verfolgte Barack Obama  ...
Bange, angespannte Minuten im Weißen Haus: Den Einsatz gegen Osama bin Laden verfolgte Barack Obama ... © AP
... gemeinsam mit Vizepräsident Joe Biden (links) und Außenministerin Hillary Clinton (2. von rechts vorne) und Verteidigungsminister Robert Gates (rechts vorne) via Live-Schaltung. Gemeinsam mit den Ministern ...
... gemeinsam mit Vizepräsident Joe Biden (links) und Außenministerin Hillary Clinton (2. von rechts vorne) und Verteidigungsminister Robert Gates (rechts vorne) via Live-Schaltung. Gemeinsam mit den Ministern ... © AP
... und weiteren Beratern seines Teams für Nationale Sicherheit diskutierte Obama die Vorgänge in Pakistan.
... und weiteren Beratern seines Teams für Nationale Sicherheit diskutierte Obama die Vorgänge in Pakistan. © AP
Für die Beratungen hatte sich der US-Präsident seine ranghöchsten Experten ins Weiße Haus geholt. Hier spricht er mit Admiral Mike Mullen, dem Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff. Mit dem beriet er sich ebenso ...
Für die Beratungen hatte sich der US-Präsident seine ranghöchsten Experten ins Weiße Haus geholt. Hier spricht er mit Admiral Mike Mullen, dem Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff. Mit dem beriet er sich ebenso ... © AP
... wie mit Geheimdienstkoordinator James Clapper, Sicherheitsberater Tom Donilon und CIA-Direktor Leon Panetta (von links).
... wie mit Geheimdienstkoordinator James Clapper, Sicherheitsberater Tom Donilon und CIA-Direktor Leon Panetta (von links). © AP
In mehreren Sitzungen bereitete sich der US-Präsident ...
In mehreren Sitzungen bereitete sich der US-Präsident ... © AP
... auf die Rede vor, die er am späten Abend des 1. Mai halten sollte und in der er das Ende der zehn Jahre währenden Jagd auf Osama bin Laden verkündete.
... auf die Rede vor, die er am späten Abend des 1. Mai halten sollte und in der er das Ende der zehn Jahre währenden Jagd auf Osama bin Laden verkündete. © AP
1/7

Denn ob das Ziel der Mission der Tod oder die Festnahme von bin Laden war, entwickelte sich zur Glaubensfrage. Kein Wunder, ohne handfeste Beweise oder Stellungnahmen der US-Regierung. „Es spricht einiges dafür, dass es sich um eine Hinrichtung handelte“, sagte zum Beispiel Ströbele zunächst, korrigierte aber wenig später, dass die Aktion wohl von der UN-Resolution gedeckt sei, „wenn einer nicht festgenommen werden will.“ Mit so profanen Dingen hielt sich die amerikanische TV-Journalistin Heather De Lisle gar nicht auf und offenbarte in wenigen Worten ihr Verständnis von Rechtsstaatlichkeit, als sie kurz die Nürnberger Prozesse gegen Nazis erwähnte: „Am Ende wurden die auch hingerichtet. Wir haben viel Zeit und Geld gespart, indem wir das schon mal erledigt haben.“ Kopfschütteln in der Runde.

Gezänk wie im Bundestag

Danach zankten sich Bosbach und Ströbele wie im Bundestag. Autor Jürgen Todenhöfer bewarb mehrfach sein neues Buch und forderte noch öfter ein Ende des Krieges in Afghanistan. Krankenschwester Karla Schefter, die ebenfalls gerade ein Buch über das Land am Hindukusch geschrieben hat, beschrieb die Mentalität der Menschen dort und erklärte, wie Gewalt Gegengewalt erzeugt. Und Terror-Experte Yassin Musharbash? Der schien nach wenigen Minuten die Lust an der Diskussion verloren zu haben und schwieg mehr als eine halbe Stunde. Schade.

Osama bin Laden ist tot

Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot.
Er war der meistgesuchte und wohl gefürchtetste Terrorist der Welt - jetzt ist Osama bin Laden tot. © AP
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ...
US-Präsident Barack Obama bestätigte in der Nacht zu Montag in einer TV-Ansprache, ... © AP
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ...
... dass der Chef des Terrornetzwerks El Kaida bei einem Feuergefecht in Pakistan von einem US-Kommando getötet wurde. Eine DNA-Analyse habe die Identität des Toten bestätigt. Über das Internet machte ein verstörendes Foto die Runde, ... © AP
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ...
... das den Terroristenführer zeigen sollte. Bei dem Foto ... © AFP
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte.
... handelte es sich jedoch um eine Fälschung, die bereits im Jahr 2009 im Internet kursierte. © AP
"Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan", sagte der US-Präsident. Er selbst, so Obama, habe den geheimen Einsatz angeordnet. © REUTERS
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat.
Die Nachricht vom Tod des Terroristen markiert das Ende einer Jagd, die nahezu zehn Jahre lang angedauert hat. © AP
Der Terrorist Bin Laden ...
Der Terrorist Bin Laden ... © AP
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ...
... wird von den USA für die Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich gemacht. Bei den gezielten Flugzeugabstürzen ... © Reuters
... auf das World Trade Center in New York ...
... auf das World Trade Center in New York ... © Reuters
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen.
... und das Pentagon starben mehr als 3000 Menschen. © Reuters
Seit dem stand Bin Laden auf der
Seit dem stand Bin Laden auf der "Most Wanted"-Liste des FBI ganz oben. 50 Millionen Dollar hatten die USA für Hinweise ausgesetzt, die zu seiner Ergreifung führen. Doch aus dem Nichts ... © Reuters
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ...
... meldete sich der Islamisten-Führer immer wieder in Video- oder Tonbandbotschaften zu Wort ... © REUTERS
... und verhöhnte seine Verfolger.
... und verhöhnte seine Verfolger. © REUTERS
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren.
Als zwölftes von mehr als 50 Kindern eines reichen saudiarabischen Bauunternehmers wurde Bin Laden vermutlich im Jahr 1957 in Riad geboren. © AP
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks
Ein Jahr vor Ende der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1989 begann Bin Laden mithilfe von Gefolgsleuten mit dem Aufbau des Netzwerks "El Kaida" ("Das Fundament"). © AP
"Er war ein junger Mann, der sich enthusiastisch für den heiligen Krieg einsetzte", beschrieb ihn der saudiarabische Ex-Geheimdienstchef Prinz Turki el Feisal in einem Fernsehinterview. "Er sprach wenig und erhob nie seine Stimme. Kurzum, er war ein netter Kerl." © AP
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den
Als 1991 eine internationale Koalition unter Führung der USA den Krieg gegen Irak führte, erklärte er Washington den "Dschihad", den religiös motivierten Krieg. © AFP
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ...
Die Neuigkeit, dass Bin Laden tot ist, ging in kurzer Zeit rund um die Welt. In Neu Delhi brannten Plakate mit seinem Konterfei, ... © AFP
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner.
... vor dem Weißen Haus in Washington versammelten sich jubelnde Amerikaner. © AP
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen.
Sie feierten das erfolgreiche Ende der Suche nach dem Top-Terroristen. © AFP
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem
Der frühere US-Präsident George W. Bush sprach von einem "Sieg für Amerika". © REUTERS
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern.
In die Erleichterung mischt sich aber auch Sorge um mögliche Terror-Reaktionen von Bin Ladens Anhängern. © AP
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen  versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft.
Die USA warnten ihre im Ausland befindlichen Staatsangehörigen vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen versetzten ihre Botschaften weltweit in Alarmbereitschaft. © AP
1/24

Deshalb versuchte Maischberger, deren Stimmung zwischen Langeweile und Belustigung zu schwanken schien, die Diskussion zu lenken, führte sie aber im Kreis herum. Ohne wirklich nach Antworten zu suchen. Geht es Afghanistan besser oder schlechter? Ist die Terrorgefahr in Deutschland gewachsen? Welche Rolle spielt Pakistan? Müssen die Deutschen Truppen raus aus Afghanistan? Und die haarsträubendste Frage: Lässt sich das Modell der Todesschwadronen auch bei anderen Tyrannen anwenden?

Antworten darauf hatten die Gäste nicht mehr parat. Und wirkliche Informationen gab es erst bei den anschließenden Nachrichten.