Die Peinlichkeit anderer über einen Zeitraum von zwei Wochen Abend für Abend unterhaltsam zu finden, das müsste man als ei­gentliche Dschungelprüfung empfinden. Offenbar hat RTL allerdings sein Publikum längst erfolgreich herunterkonditioniert.

Rainer Langhans macht das, was er am besten kann: gar nichts. Gut, er hat einer heulenden Bochumer Blondine namens Sarah Knappik mal in einfachen Worten erklärt, warum sie asozial ist, und sie wird das Wort vermutlich gelegentlich bei „Wikipedia“ suchen, wenn sie aus dem Dschungelcamp zurück ist. Aber sonst liegt oder sitzt der APO-Opa, dem RTL die dicksten Schlagzeilen vor Beginn der neuen Staffel verdankte, still herum im Urwald. Wenn man den Gesprächsversuchen seiner zehn Mitspieler folgt, kann man es verstehen: Dazu fällt selbst einem Quasselkopf wie Langhans nichts mehr ein.

Frank Preuß.
Frank Preuß. © NRZ

Das Erstaunliche am Serien-Dauerbrenner ist ja nicht, dass sieben oder acht Millionen Menschen Freude da­bei empfinden, wenn sich Nichtskönner aus der Resteverwertung anderer Fernsehformate für eine Handvoll Dol­lar auf unappetitliche Weise zum Deppen ma­chen. Das darf man be­dauern, aber niedere Instinkte stec­ken seit jeher in den Menschen, heute werden sie eben in Einschaltquoten öffentlich sichtbar.

Erstaunlich ist vielmehr das Durchhaltevermögen der Zuschauer, bevor irgendwer aus dem Endlager für C-Promis zum Schluss jeder Folge endlich ein Glas Kotzfruchtsaft he­runterspült, auf Mehlwürmern herumkaut oder unter Kakerlaken begraben wird. Dabei empfindet die geiernde Meute auf dem heimischen Sofa schließlich die größte Freude.

RTL aber hat sein Publikum quer durch die Schichten über die Jahre so herunterkonditioniert, dass es nicht nur talentfreie Moderatorenimitate wie Dirk Bach und Sonja Zietlow witzig findet. Es zappt auch nicht weiter bei ei­ner Ansammlung von Dialogen, die Werbepausen zu Glücksmomenten machen.

Die Peinlichkeit anderer über einen Zeitraum von zwei Wochen Abend für Abend unterhaltsam zu finden, das müsste man als ei­gentliche Dschungelprüfung empfinden. Aber viele bewältigen sowas mühelos.