Das Dschungel-Camp fährt jeden Abend Rekordquoten ein - aber kaum jemand gibt zu, dass er die Show guckt. Dabei muss man sich gar nicht schämen. Was oft als „Trash-TV“ geschmälert wird, ist cleveres Unterhaltungsfernsehen.

Über die Schuhe, mit denen Rainer Langhans durch den australischen Busch stampfen muss, wird man noch reden müssen. Hinterher, wenn alles vorbei ist. „Nicht vegan“ sind sie. Wahrscheinlich aus Leder. Klar, dass der Kommunarde lange gezögert hat, sie über die Füße zu streifen. Höchst amüsant war das. Wie so vieles, was RTL da seit knapp einer Woche allabendlich zu später Stunde aus Australien in die deutschen Wohnzimmer schickt.

Das Dschungel-Camp ist zurück. Die Sendung, die jeden Abend Rekordquoten einfährt, obwohl niemand zugibt, dass er sie guckt. Dabei muss man sich gar nicht schämen, wenn man einschaltet. Denn was oft als „Trash-TV“ geschmälert wird, ist in Wahrheit hochprofessionell gemachtes, cleveres Unterhaltungsfernsehen. Kann sein, dass die elf Menschen vor der Kamera nicht immer wissen, was sie tun. Dafür wissen es die Leute dahinter ganz genau. Keine Peinlichkeit, die der Regie entgeht, kein Versprecher, den sie nicht hört. Und erst recht nichts, was sie – geschickt zusammengeschnitten und zynisch kommentiert – nicht senden würde. Hinzu kommt, dass RTL bei der Camp-Besatzung einmal mehr ein glückliches Händchen bewiesen hat. Von der Camp-Zicke über die Mutter der Kompanie bis zum selbstverliebten Macho ist wieder alles dabei, was sich blamieren kann.

Ja, diese Show ist böse. Aber gerade das macht sie so gut. So unverfälscht und direkt wie hier, wo elf Kurzzeit-Prominente in dem Irrglauben leben, sie hätten das Geschehen um sich herum unter Kontrolle, gibt es sonst nirgendwo einen Einblick in die menschliche Psyche. Mitleid und Empörung sind da völlig fehl am Platze. Schließlich gibt es kein Gesetz, das von Vergessenheit und Insolvenz bedrohte Sänger, Schauspieler oder Models zwingt, gegen einen hohen Geldbetrag ins Camp zu ziehen. Und auch keine Vorschrift, nach der Zuschauer sich das ansehen müssen.