Essen.. Das Dschungelcamp hat erstaunliche Einschaltquoten. Und es bleibt ein Mirakel, warum so viele zuschauen, wenn abgehalfterte Schauspieler und C-Sternchen Kotzfruchtsaft trinken und Mehlwürmer kauen - Erklärungsversuche.
Das Dschungelcamp hat erstaunliche Einschaltquoten. Und es bleibt ein Mirakel, warum so viele zuschauen, wenn abgehalfterte Schauspieler und C-Sternchen Kotzfruchtsaft trinken und Mehlwürmer kauen - Erklärungsversuche.
Rainer Langhans macht das, was er am besten kann: nichts. Gut, er hat einer heulenden Bochumer Blondine namens Sarah Knappik mal in einfachen Worten erklärt, warum sie asozial ist, und sie wird das Wort vermutlich gelegentlich bei „Wikipedia“ aufsuchen, wenn sie aus dem Dschungelcamp zurück ist. Aber sonst liegt oder sitzt der APO-Opa, dem RTL die dicksten Schlagzeilen vor Beginn der neuen Staffel verdankte, still herum im Urwald. Wenn man die Kraft hat, den Unterhaltungen seiner zehn Mitspieler zu folgen, kann man verstehen, dass selbst einem wie Langhans dazu nichts mehr einfällt.
Das Erstaunliche am Dauerbrenner „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ist ja nicht, dass sieben oder acht Millionen Menschen Freude dabei empfinden, wenn sich Nichtskönner aus der Resteverwertung anderer Fernsehformate für eine Handvoll Dollar öffentlich erniedrigen. Das darf man bedauern, aber niedere Instinkte stecken seit jeher in den Menschen, heute werden sie in Einschaltquoten gemessen und damit offenbar.
Erstaunlich ist vielmehr das Durchhaltevermögen der Zuschauer, bis abgehalfterte Schauspieler wie Mathieu Carriere oder Castingshowsternchen wie Sarah Knappik gegen Ende jeder Folge endlich ein Glas Kotzfruchtsaft herunterspülen, auf Mehlwürmern herumkauen oder unter Kakerlaken begraben werden. Denn dabei empfindet die geiernde Meute auf dem heimischen Sofa schließlich die größte Freude.
RTL aber hat sein Publikum quer durch die Schichten über die Jahre offenbar so herunterkonditioniert, dass es nicht nur talentfreie Moderatorenimitate wie Dirk Bach und Sonja Zietlow witzig findet. Es zappt auch nicht bei einer Ansammlung von Dialogen weiter, bei denen man eigentlich die Werbepause herbeisehnen müsste.
Da streitet eine Schauspielerin namens Katy Karrenbauer mit der Jacob-Sister Eva darüber, ob sie den Löffel nun schon dreimal in die Essensration gesteckt hat oder viermal. Ein Model mit besonders großem Busen und besonders dicken Lippen schwärmt von der Intelligenz eines unbedarften Popmusikers, und wüsste man nicht, dass sowohl sie als auch die ganze Sendung vollkommen ironiefrei ist, könnte man das noch als lustige Bosheit durchgehen lassen. Und Sarah Knappik, von RTL im bewährten Zusammenspiel mit „Bild“ zur Turbozicke aufgebaut, jammert ununterbrochen herum, wie schwer sie’s hat und wird folgerichtig von den Zuschauern allabendlich zur Ekelprüfung abkommandiert.
Fazit: Die Peinlichkeit anderer über einen Zeitraum von zwei Wochen unterhaltsam zu finden, das könnte als eigentliche Dschungelprüfung durchgehen.