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Die neue DSDS-Staffel hat sich selbst übertroffen: Drogen-Exzesse, Hass-Duelle, Gerüchte über sexuelle Gesinnungen und jede Menge nackte Haut. Ach ja, gesungen wurde auch: meistens schlecht bis mäßig, selten überragend. Vor dem Finale zwischen Menowin und Mehrzad blickt DerWesten zurück.
Menowin Fröhlich gegen Mehrzad Marashi - es ist das Traumfinale für die meisten DSDS-Fans. Und die logische Konsequenz aus dem dramaturgischen Aufbau der siebten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“. Auf peinliche Casting-Bewerber folgten sexy Bikini-Auftritte in der Karibik und eine Top 15-Show, bei denen die Größe des Busens mehr Gewicht in der Bewertung erhielt als das Stimmvolumen der Kandidatinnen. Einer flog wegen eines Drogen-Exzesses, bei dem anderen stand plötzlich die sexuelle Gesinnung im Mittelpunkt. Und ganz nebenbei wurde aus dem perfekten Strand-Duo das Hass-Duell geformt, das am Samstag beim großen Finale von „Deutschland sucht den Super-Skandal“ den Gewinner ausfechten darf. DerWesten lässt die Staffel noch einmal Revue passieren:
Es ist erstaunlich: Mehrere Millionen Menschen verfolgen jede Woche im Fernsehen, wie RTL die Seelen der DSDS-Kandidaten entblößt und die meisten Teilnehmer der Lächerlichkeit freigibt. Und trotzdem vermeldeten die Produzenten vor dem Start der siebten Staffel einen neuen Rekord mit 34.420 Kandidaten. Dazu rühmt sich Dieter Bohlen als „härtester Juror der Welt“. Wegen seiner teils beleidigenden Sprüche in früheren Straffeln hatte die Kommission für Jugendmedienschutz ein Bußgeld von 100.000 Euro gegen DSDS ausgesprochen.
Start mit dem „Pinkel-Skandal“
Bei den Casting-Zusammenfassungen zeigte sich DSDS gleich von seiner brutalsten Seite und startete in der ersten Sendung mit einem „Pinkel-Skandal“. Ein 18-jähriger Kandidat stellte sich vor die Jury mit einem nassen Fleck auf der Hose. Prompt kommentierte Dieter Bohlen: „Lieber Cholera auf dem Pipimann als deine Stimme“. Anschließend drohte der Vater des Kandidaten mit einer Klage, weil der 18-Jährige extra lächerlich gemacht worden sei und der Bohlen-Spruch später hereingeschnitten worden sei.
Wer es unter die besten 120 schaffte, musste der Kölner Fernsehproduktionsfirma Grundy Light Entertainment erst einmal zahlreiche intime Details mitteilen. Laut einem Stern-Bericht wurden Fragen gestellt wie „Hast du schon einmal Nacktfotos machen lassen?“, „Wie lange hat deine letzte Beziehung gedauert, und warum ist sie gescheitert?“ oder „Warst du in den letzten fünf Jahren wegen einer schweren körperlichen oder psychischen Krankheit in Behandlung?“.
Getreu der Devise „Sex Sells“ ging es nach dem Recall in die Karibik. Dort durften sich dann alle Teilnehmerinnen freizügig im Bikini zeigen. Schnell hatte RTL die blonde Steffi Landerer als „Sexbombe mit 1,4 Abi-Durchschnitt“ auserkoren. In den Einspielern spielte ihre Oberweite meist die Hauptrolle – und singen kann sie auch… Die Kandidatin sah prompt ihre Chance: Noch vor ihrem Auftritt in der Top 15-Show beteuerte sie, dass sie gar nicht sexy sein wollte. Bei ihrem Auftritt räkelte sie sich allerdings im knappen Leder-Outfit auf einem Motorrad. Doch die Krone setzte Moderator Marco Schreyl dieser primitiven Episode auf. Der fragte Steffi in der Live-Show: „Pamela Anderson hat ihren Brüsten Namen gegeben. Haben deine auch welche?“
Kriminelle Vergangenheit von Menowin
Perfekt spielten sich RTL und Deutschlands größtes Boulevard-Blatt während der Staffel die Bälle zu. Jeder Fehltritt, jedes noch so kleine Detail aus dem Leben der Kandidaten wird für die Quoten-Voyeure ausgeschlachtet und mit BILD bestraft. Als die Zuschauer per Telefon-Voting betonten, dass die Sexbombe wohl doch nicht so gut singen kann und Steffi in der ersten Motto-Show ausgeschieden war, konzentrierten sich die Macher wieder auf Menowin Fröhlich, dessen kriminelle Vergangenheit und familiären Probleme in epischer Breite durchexerziert wurden.
Dabei schwankte die Berichterstattung des Boulevard-Blattes zwischen „geläutertem Ex-Knacki“ und einem Lügenbold, der wilde Parties feiert, eine Strafakte mit 30 Verfahren (gefährliche Körperverletzung, Scheckbetrug,…) besitzt und mit seiner Cousine drei Kinder hat. Zwei Tage vor dem Finale nimmt die BILD-Zeitung noch einmal massiv Einfluss auf das Finale und stellt Menowin als Rabenvater, der keinen Unterhalt zahlt, ins Abseits.
Dort ist vor einigen Wochen bereits Kandidat Helmut Orosz gelandet. Von ihm war ein Video aufgetaucht, in dem er eine große Menge Kokain für den Konsum vorbereitet. Und schon hatte DSDS seinen Drogen-Skandal. Helmut gab zu, dass er rückfällig geworden sei und flog hochkant aus der Sendung.
„Totale Sex-Verwirrung“
Als Nachrücker kam Teenie-Schwarm Manuel Hoffmann wieder ins Geschäft. Doch natürlich musste auch bei ihm nicht lange nach einem Geheimnis gekramt werden: „Totale Sex-Verwirrung“ titelte die BILD, und Manuel gestand der Zeitung, dass er offen für alles sei: „ein hübsches, nettes Mädchen oder eben auch einen Jungen“. Es ist fraglich, ob Manuel wirklich gerne so offen über seine sexuelle Gesinnung reden wollte oder der Druck durch Medien, Gerüchten und Fans zu groß wurde. Sein Beispiel ist nur eine weitere Episode aus den unzähligen Seelen-Strips, die hinter den Kandidaten liegen.
Da war die jugendliche Unbekümmertheit von Thomas Karaoglan aus Duisburg eine willkommene Abwechslung. Wegen seines frechen Mundwerks und seinem Charme verpasste ihm Dieter Bohlen früh den Spitznamen „Checker“. Diesen trug er fortan stolz auf Hose, Hemd und Jacke. Mit seinen Auftritten unterhielt er zwar regelmäßig Jury und Publikum, trotzdem war in der sechsten Motto-Show Schluss für ihn.
In Erinnerung wird sicherlich die geplatzte Autogrammstunde im Duisburger Forum bleiben. Nachdem die ersten Mädchen ohnmächtig oder mit Prellungen aus der Menge gezogen werden mussten, wurde die Veranstaltung abgebrochen - so hatte auch Thomas seinen kleinen Skandal. Jetzt träumt der Checker von einer Karriere mit Party-Liedern. Eine Deutschland-Tournee ist bereits in Planung. Bleibt abzuwarten, wie lange ihn seine große Klappe im Musik-Business hält. Schließlich sind selbst DSDS-Gewinner wie Elli Erl und Tobias Regner schnell wieder in der Versenkung verschwunden.
Zündstoff für Zoff-Finale
Noch einmal zurück zum Duell von Mehrzad und Menowin am Samstagabend: Das bietet ausreichend Zündstoff für ein emotional aufgeladenes Finale. Bereits im Vorfeld hatte es zwischen den beiden Kandidaten kräftig gekracht. Dabei galten sie nach ihrem gemeinsamen Auftritt in der Karibik (Inner Circle: Sweat) als neues Traumpaar. Doch spätestens nachdem Menowin sich in einer Show arrogant zum besten Sänger erklärte, war es vorbei mit der Freundschaft. Mittlerweile ist etwas Ruhe eingekehrt. Am Samstagabend wird sich zeigen, ob die Chronologie der DSDS-Staffel unweigerlich zum finalen Super-Skandal führt oder ob am Ende doch der neue Casting-Superstar im Mittelpunkt steht.