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Zum siebten Mal in acht Staffeln bringt die RTL-Suche einen männlichen Superstar hervor. Denn Kim Debkowski, die letzte weibliche Kandidatin, ist ausgeschieden. Menowin Fröhlich kam trotz eines indiskutablen Auftritts ins Halbfinale. Und dann war da noch die Doppelgängerin von Ursula von der Leyen.

Musik spielt bei DSDS häufig nur die Nebenrolle. Wichtiger ist, mit welchem Konkurrenten ein Kandidat im Clinch liegt, was für ein Vorstrafenregister er hat und welches Outfit er trägt. Dementsprechend war auch im Vorfeld der sechsten Mottoshow „Alt vs. Neu” nicht die Titelauswahl das Hauptgesprächsthema, sondern Menowin Fröhlichs Auszug aus dem Kandidaten-Loft und ob er überhaupt bei der Show auftreten wird.

Kim Debkowski ist draußen.
Kim Debkowski ist draußen. © Getty Images

Doch bereits am Anfang der Show, als die vier verbliebenden Kandidaten gemeinsam auftraten, wurde das Rätselraten um Menowin beendet. Zusammen mit Kim, Mehrzad und Manuel sang er „Crying At The Discoteque” von Alcazar. Die Songauswahl war wohl ein Vorzeichen für den Rest des Abends, denn viele der Darbietungen waren schlichtweg zum Heulen.

Kim traf kaum einen Ton

So beispielsweise der erste Auftritt von Kim „Lip-Gloss” Debkowski, der maßgeblich zu ihrem Ausscheiden beitrug. Sie versuchte sich an “Evacuate The Dancefloor” von Cascada, und man hätte dann auch besser während ihres Auftritts konsequent die Bühne evakuiert. Durch eine fiebrige Angina während der Proben für die Show behindert, traf die 17-Jährige kaum einen Ton. Juror Volker Neumüller brachte es mit seiner Analyse auf den Punkt: „Meine Augen wollen mehr sehen als meine Ohren ertragen können.“

Denn eines muss man Kim Debkowski zugestehen: Einen gewissen Glamourfaktor besitzt die Hamburgerin mit der Vorliebe für exzessives Schminken. Wäre sie nicht schon von Natur aus eine Frau, so wäre sie die ideale Nachfolgerin für Drag-Queen Olivia Jones. Kims zweiter Auftritt mit „Yes Sir, I Can Boogie“ (Baccara) war zwar wesentlich besser, doch auch der wird eher aufgrund ihres außergewöhnlichen Outfits – ein Hut wie ein Heiligenschein und ein schwarz-weißes Minikleid im Stil der 70er-Jahre – denn ihrer stimmlichen Leistung in Erinnerung bleiben.

Manuel-Solide-Hoffmann

Weit weniger glamourös der stets recht blasse Manuel Hoffmann. An sich war er ja bereits ausgeschieden, doch aufgrund der Drogeneskapaden von Helmut Orosz wurde er wieder in die Show geholt. Seitdem überzeugt er mit Auftritten, die zwar nicht besonders aufregend, aber durchweg solide sind. So auch am Samstagabend mit „Chasing Cars“ (Snow Patrol) und „A Walk In The Park (Nick Straker Band). Aufgrund seiner Leistungssteigerung fragte Jury-Mitglied Nina Eichinger den 19-Jährigen: „Ich erkenne dich kaum wieder. Wer bist du?“ Eine Frage, die sich auch Eichinger gefallen lassen muss, denn mit ihrer Frisur glaubte man, Ursula von der Leyen säße in der Jury.

Mehrzad Marashi.
Mehrzad Marashi. © Getty Images

Wie wohl das Urteil der Bundesarbeitsministerin über Menowin Fröhlich – der vermutlich in ihren Zuständigkeitsbereich fallen wird, sofern er nicht der neue Superstar werden sollte – ausgefallen wäre? Wahrscheinlich ähnlich verheerend wie die Meinungen von Dieter Bohlen, Volker Neumüller und Nina Eichinger. Denn sein erster Auftritt mit „Ayo Technology” in der Version von Milow war dermaßen schlecht, dass man sich gewünscht hätte, er wäre verschollen geblieben.

War der Refrain gerade noch erträglich, so waren die Strophen ein einziges Genuschel, bei denen er noch nicht mal ansatzweise einen Teil des Textes beherrschte. Oder, wie es Dieter Bohlen ausdrückte: „Die Strophen waren eher Buchstabensuppe. Ich kann nicht verstehen, warum du dein Talent und Glück so mit den Füßen trittst.“ Dass Menowin zumindest talentiert ist, zeigte er mit seiner Version des Kool & The Gang-Klassikers „Celebration“.

Menowin bietet Buchstabensuppe an

Doch nicht nur Menowin musste Federn lassen. Auch Mehrzad Marashi, sein Hauptkonkurrent um den Titel, vermochte mit „Crazy“ von Gnarls Barkley nicht zu überzeugen. Zu fahrig und zu wenig präsent war sein Auftritt, auch wenn ihn die Jury für seine Fähigkeit, „Qualität auf Knopfdruck abzurufen“ (Volker Neumüller), und für seine „Vielseitigkeit“ (Dieter Bohlen) lobte.

Doch beim zweiten Auftritt mit dem Klassiker „Unchained Melody“ von den Righteous Brothers verdiente sich Mehrzad die Lorbeeren, die er bereits zuvor erhielt. Auch das von der Boulevardpresse gerne hochgeschriebene „Hass-Duell“ zwischen ihm und Menowin scheint an Schärfe verloren zu haben: Fair gratulierten sich die beiden die als erstes Halbfinale gewählt wurden, nachdem sich Moderator Marco Schreyl mal wieder viel zu viel Zeit für die Verkündung des Telefon-Votings genommen hatte.