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Rockige Stimme oder lieblicher Zauber - im Finale von „Unser Star für Oslo“ prallen heute Abend in der ARD zwei Welten aufeinander. Musikmanager Thomas M. Stein analysiert die Karrierechancen von Jennifer Braun und Lena Meyer-Landrut. Und verrät, wer gewinnen sollte.

Zwei 18-jährige Sängerinnen kämpfen am Freitagabend in der ARD um das Ticket zum Eurovision Song Contest. Im Finale der Casting-Show „Unser Star für Oslo“ treten die sympathisch-extrovertierte Lena Meyer-Landrut und die energische „Rock-Röhre“ Jennifer Braun gegeneinander an. „Das wird eine sehr schwere und enge Entscheidung“, sagt der Musikmanager und ehemalige BMG-Boss Thomas M. Stein. Für DerWesten charakterisiert das Ex-Jurymitglied von „Deutschland sucht den Superstar“ die beiden Kandidatinnen und verrät, welche Chancen sie in der Musikbranche haben.

Rampensau spielt mit der Kamera

Thomas M. Stein verrät im DerWesten-Gespräch, welche der beiden Finalistinnen sich besser vermarkten lässt.
Thomas M. Stein verrät im DerWesten-Gespräch, welche der beiden Finalistinnen sich besser vermarkten lässt.

Lena Meyer-Landrut aus Hannover gilt bereits seit ihrem ersten Auftritt als Top-Favoritin. Ohne jegliche Bühnenerfahrung entpuppte sie sich vor den Augen von Jury-Präsident Stefan Raab als wahre Rampensau. „Sie spielt mit der Kamera wie keine andere Teilnehmerin“, lobt Thomas M. Stein. „Mit ihren Augen und ihrer Beweglichkeit übt sie eine gewisse Faszination aus und wirkt anheimelnd auf die Zuschauer.“

Besonders bemerkenswert findet der Musikexperte, dass die Abiturientin mit ihrer sehr speziellen Songauswahl so weit gekommen ist. „Keine kommerziellen Hits zu singen, ist ganz schön mutig und hat wohl auch etwas mit ihrer Bildung zu tun. Umso mehr beweist ihr Erfolg, wie sympathisch das Publikum ihre spezielle Persönlichkeit findet“, analysiert Stein. Lenas Ausstrahlung mit ihrer „Operetten ähnlichen Attitüde“ habe sich bereits bei ihren Fans so eingebrannt, dass ihre Gesangsqualitäten samt irischem Dialekt gar nicht mehr von ihrer Persönlichkeit trennbar seien. „Wenn jemand ein Lied dieser zarten Person auf CD hört, wird sich jedes Mal eine Art Kopfkino abspielen.“

Kräftige, laute Stimme

Der Musiker Xavier Naidoo sitzt beim Finale von „Unser Star für Oslo“ in der Jury.
Der Musiker Xavier Naidoo sitzt beim Finale von „Unser Star für Oslo“ in der Jury. © ddp

Ein völlig anderer Typ ist ihre Kontrahentin Jennifer Braun aus dem hessischen Rüdesheim. Sie wählte bei ihren bisherigen Auftritten meist klassische, rockige Casting-Show-Songs. „Mit ihrer kräftigen und lauten Stimme haut sie einfach drauf, aber das macht sie richtig gut“, lobt Stein. Aus Sicht des Musikmanagers müsste Jennifer gewinnen. „Sie ist im kommerziellen Sinne einfacher zu vermarkten.“ Ihre Auftritte im Halbfinale mit Liedern von Gossip und Christina Aguilera seien hervorragend gewesen. „Letztlich wird es im Finale aber auf die Songs ankommen, wer nach Oslo fährt – wenn die Musiktitel nicht passen, ist eh alles für die Katz“, sagt Stein.

Für die Zeit nach der Show empfiehlt Stein den Finalistinnen ihrem Stil treu zu bleiben. „Man kann nicht ein halbes Jahr lang etwa bei DSDS Schlager singen und anschließend sagen, dass einem das gar nicht gefällt – das ist nicht ehrlich“, kritisiert das Ex-Jurymitglied. „Die Leute geben mit ihren Anrufen Geld für ihre Favoriten. Das unterschätzen viele Casting-Teilnehmer.“

Lena und Rock-Songs - das passt nicht

Der frühere DSDS-Kandidat Mark Medlock mache es genau richtig: „Der findet seinen Produzenten Dieter Bohlen gut und steht auch dazu“, so Stein. Dagegen würde einer Lena Meyer-Landrut keiner abnehmen, wenn sie wie Jennifer Braun einen so rockigen Hit wie „Heavy Cross“ von Gossip singen würde. Deshalb sei die richtige Beratung aus dem Umfeld enorm wichtig, wenn der langfristige Sprung in die Musikbranche gelingen soll. „Tokio Hotel wären nie ohne ihre Produzenten und die Akribie ihres Managements so erfolgreich geworden.“

Thomas M. Stein bezweifelt trotz des Talents beider Finalistinnen, dass Deutschland beim Eurovision Song Contest ein wesentlich besseres Ergebnis als in den vergangenen desolaten Jahren erzielen werde – auch wenn der internationale Abstimmungsmodus geändert wurde. Gerade deshalb zollt er der Kooperation von ProSieben und ARD bei „Unser Star für Oslo“ großen Respekt. „Im Ersten gibt es sonst kaum noch eine Musiksendung. Deshalb ist es klasse, so ein Event in dieser Form zu präsentieren.“

Xavier Naidoo und Stefanie Kloß in der Jury

Unterstützung bekommt Jury-Präsident Stefan Raab am Freitagabend ab 20.15 Uhr abermals von deutschen Stars der Musikszene – diesmal sitzen Xavier Naidoo und die „Silbermond“-Frontfrau Stefanie Kloß an seiner Seite. In der Show präsentieren die Finalistinnen jeweils drei extra neu produzierte Lieder. Dann stimmen die Zuschauer pro Kandidatin ab, welcher der drei Songs ihnen am besten gefällt. In einer zweiten Runde treten Lena und Jennifer mit dem jeweiligen Song gegeneinander an. Anschließend haben die Zuschauer ein weiteres Mal die Wahl und entscheiden per Telefon-Voting: Wer ist „Unser Star für Oslo“?