Essen. Lena oder Jennifer – das ist die Frage hier? In Kürze weiß die TV-Nation, welche Sängerin Deutschland beim Eurovision Song Contest vertritt. Am Freitagabend steigt das Finale von „Unser Star in Oslo“. Damit endet das Duell gegen die Konkurrenz von RTL, ein Duell unterschiedlicher Stile.

Eines steht fest: Zwischen wie Kandidaten wie Möchtegern-„Superstar“ Menowin Fröhlich und Stefan Raabs Finalistin Lena Meyer-Landrut (18) liegen Welten, schon optisch. Hier der Proll in Ballonseide, dort das liebe Mädchen mit adrettem Strickmützchen. Aber auch zwischen Lebensperspektiven klaffen Kluften. Der vorbestrafte 22-Jährige sieht die Bohlen-Show als letzte Chance, ins bürgerliche Leben zurückzukehren. Für die 18-jährige Schülerin ist das Sangeswettstreit eine Chance, das bürgerliche Leben zu verlassen.

Zwei Welten prallen aufeinander

Zwei soziale Welten, zwei Zuschauergruppen? Das sind die Fakten: Das Publikum von „Unser Star für Oslo“ besteht überwiegend aus gut ausgebildeten, gut verdienenden Frauen zwischen 30 und 49 Jahren. 59 Prozent der Zuschauer von „Unser Star für Oslo“ sind weiblich, wie ProSieben-Sprecher Michael Ostermeier in München unserer Zeitung sagte. „33 Prozent besitzen Abitur oder einen höheren Abschluss“, fügte er hinzu. Und weitere 31 Prozent haben zumindest eine weiterführende Schule besucht. Zwei Drittel verdienen mehr als 1750 Euro. Fast die Hälfte, 46 Prozent, arbeiten Angestellte, Beamte, Landwirte oder als kleinere Selbstständige. Etwas mehr als ein Drittel, 35 Prozent, haben keinen Beruf. Das heißt aber nicht unbedingt, dass diese Zuschauer arbeitslos sind; diese Gruppe dürfte zum guten Teil aus Schülern und Studenten bestehen.

Und „Deutschland sucht den Superstar“? Die Talentshow lockt in erster Linie Zuschauer zwischen 14 und 29. Mit mehr als 40 Prozent liegt der Marktanteil dieser Altersgruppe in etwa doppelt so hoch wie beim Gesamtpublikum, wie RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer unserer Zeitung mitteilte.

Die meisten Zuschauer sind noch in der Ausbildung

Und noch eines fällt auf: Die Zuschauergruppe, die selbst noch häufig in Prüfungssituationen steckt, mag vor allem das eigentliche Casting, das über weite Strecken Deppen lustvoll vorführte – es erreichte bei den 14- bis 29-Jährigen einen Marktanteil von mehr als 40 Prozent. Je weiter sich die Show dem Finale nähert, desto mehr nimmt der Marktanteil in dieser Altersgruppe ab.

Die sogenannte werberelevante Zielgruppe zwischen 14 und 49 schlüsselte RTL nach Männlein und Weiblein auf. Ergebnis: Auch „DSDS“ ist eher Frauenfernsehen als Männer-TV. Die Marktanteile bei den Frauen liegen eher bei 40 Prozent, bei den Männern hingegen eher bei 30 Prozent.

Zudem unterscheidet sich deutlich, was Männer und was Frauen bevorzugen. Das Casting erreichte bei den Herren einen Spitzenwert mit durchschnittlich 29,1 Prozent. Die Frauen-Quoten erreichten Bestwerte beim Recall, bei dem leidlich talentierte Kandidaten um den Einzug in die Mottoshow kämpften (38,5 Prozent).

Identifikation oder Abgrenzung

RTL-Sprecherin Eickmeyer mochte Daten über die soziale Stellung der Zuschauer nicht herausgeben. Aber sie verwies auf eine Studie, die kürzlich im Fachblatt „Media Perspektiven“ veröffentlicht wurde. Demzufolge fanden Kölner Forscher um den Medienwissenschaftler Jörg Hagenah heraus, dass es kein ausgeprägtes Unterschichtenfernsehen gibt. An „Deutschland sucht den Superstar“, „Bauer sucht Frau“ (beide RTL), „Anna und die Liebe“ (Sat.1) oder „TV total“ (ProSieben) haben auch Menschen mit Abitur oder Hochschulabschluss Freude. Medienforscher Hagenah: „Überspitzt ließe sich formulieren: Alle sehen alles, damit alle mit allen über alles reden können.“

So liegt denn der Unterschied zwischen „Unser Star für Oslo“ und „DSDS“ eher im Blickwinkel des Publikums: Raab lädt ein zur Identifikation, Bohlens rüde Sprüche setzen auf Abgrenzung.