Köln. Stefan Raabs Siegesserie hat ein Ende: Nino Haase aus Mainz hat am frühen Sonntagmorgen die 17. Ausgabe von „Schlag den Raab“ für sich entschieden. Der 26-jährige Chemie-Doktorand durfte drei Millionen Euro mit nach Hause nehmen - nach mehr als fünf Stunden und 15 Spielen.

Na also, es geht doch! Als um fast genau halb zwei am Sonntagmorgen das Feuerwerk zündet und Silberflitter von der Studiodecke regnet, ist es bewiesen: Stefan Raab ist doch noch zu schlagen. Nino Haase, 26 Jahre alt und Chemie-Doktorand aus Mainz, macht seinen Triumph mit einem Billardstoß perfekt – und beendet damit nicht nur die Siegesserie des Multitalents Raab, sondern auch eine Sendung der Superlative.

Drei Millionen Euro liegen diesmal im Jackpot, niemals zuvor konnte ein Kandidat im deutschen Fernsehen mehr Geld aus eigener Kraft erspielen. Gleich sechs Autos werden unter den Zuschauern verlost, die sich am gewohnt dämlichen Gewinnspiel („Was kann der Kandidat gewinnen – Freche Bademode oder 3 Millionen?“) beteiligen. Und nie zuvor hat eine „Schlag den Raab“-Sendung länger gedauert: Bis die Entscheidung im 15. Spiel fällt, sollen mehr als fünfeinviertel Stunden vergehen.

Dynamisch, hochmotiviert und sportlich

Dass die sich mitunter ganz schön ziehen, liegt kaum an den Spielen: Wenn man denn erst mal Spiele zu sehen bekäme! Die erste Dreiviertelstunde der Sendung geht für die ebenso obligatorische wie verzichtbare Kandidatenkür drauf. Die Bewerberriege folgt dem bewährten Schema: Vier Männer und eine Frau stellen sich vor, und sie alle geben sich dynamisch, hochmotiviert und sportlich ungemein vielseitig.

Chemie-Doktorand Nino fällt da womöglich vor allem dadurch auf, dass er ziemlich normal ist: Im Einspielfilmchen sieht man ihn beim Badminton und Squash und erfährt, dass er seit zehn Jahren Rugby spielt. Wenn er gewinne, erzählt der 26-Jährige, wolle er mit einem Großteil des Geldes die Zukunft seines kleinen Sohnes sichern. Und seinen Eltern das Geld zurückgeben, das sie für ihn investiert haben. Im Internet-Forum zur Sendung wird da bereits geunkt: langweilig! So einer könne niemals gewinnen.

Gleichstand nach vier Runden

Kann er doch. Aber er muss einen langen Atem haben, und der Zuschauer mit ihm. Nach fast zwei Stunden hat das Publikum vor den Fernsehern bereits drei Werbeblöcke und den skurrilen Auftritt eines australischen Newcomer-Sängers hinter sich, Nino und Raab aber erst vier Spiele. Sie sind um die Wette gesprintet und haben Bilder ihren Malern zugeordnet, haben Wasserball gespielt und sich im Langsam-Fahrradfahren gemessen. Es herrscht Gleichstand. Aber Raab hat zum wiederholten Male klargemacht: Er will hier nichts verschenken, Auf- oder Nachgeben ist seine Sache nicht; er testet und fragt nach Details, bevor er Spiele beginnt und doziert hinterher, wie man’s hätte machen müssen. Der Kampf um drei Millionen, er ist auch ein psychologischer. Die Statistik spricht für Raab: Viermal nur musste er sich in 16 Sendungen den Kandidaten geschlagen geben.

Kandidat Nino aber hält dem Druck Stand. Vielleicht ist es sein Vorteil an diesem Abend, dass die ganz absurden Spiele fehlen. Es gibt kein Buchstabenerschmecken wie zuletzt, kein Butterbrotwiegen oder Zahnpastawurstpressen. Stattdessen eine relativ ausgewogene Mischung aus Sport- und Wissensspielchen.

Eine Partie um alles oder nichts

Nicht alle sind sie spannend. Als Raab aufs Elektro-Skateboard steigt, ist bereits klar, dass er die sieben Punkte nach Hause fahren wird. Es scheint ein Gesetz dieser Sendung geworden zu sein: Kaum bekommt der 42-Jährige einen Motor unter Hintern oder Füße, deklassiert er den Kandidaten. Dafür machen ihm, dem Ehrgeizigen, wiederholt die Nerven am Wissens-Pult zu schaffen. Nino dagegen bleibt cool, holt kurz vor knapp noch Rückstände auf, rettet sich bis ins 15. und letzte Spiel: Billard, eine Partie um Alles oder Nichts.

Als er die schwarze Kugel versenkt, umarmt Nino erst jeden, der ihm in die Quere kommt, geht dann in die Knie, schüttelt immer wieder ungläubig den Kopf. Er ist ab sofort dreifacher Millionär. Und glaubt man einer Forsa-Umfrage, dann gönnen ihm das in diesem Moment vier von fünf Fernsehzuschauern – wenn sie denn so lange durchgehalten haben.

Selbst Stefan Raab, der nach fast einem Jahr erstmals Geschlagene, lächelt. Dabei hasst er es, zu verlieren. Dennoch zollt er seinem Herausforderer am Ende Respekt: „Er war heute einfach besser“, sagt Raab und dass er froh sei, dass es so spannend war. „Irgendwann geht jede Serie mal zu Ende.“ Am 12. September wird er versuchen, die nächste zu starten. Er hat schließlich nichts zu verschenken.