Zero points. Null Punkte. Statt Harmonie in Noten endete der Versuch des Ersten, den Grand Prix mit Stefan Raab aufzuhübschen, mit einem Missklang. Das Schlimme: Der öffentlich-rechtliche Senderverbund demonstriert zum zweiten Mal seine Handlungsunfähigkeit.

Aus schlimmen Befürchtungen wurde grausige Gewissheit: Die ARD erlebt einen zweiten Fall Jauch. Zur Erinnerung: Interner Zwist verhinderte das Engagement von RTL-Star Günther Jauch als Nachfolge-Talker von Sabine Christiansen. Das war 2007.

Das Erste hat nichts daraus gelernt.

Grand Prix umfirmieren in "Upps! Die Pannen-Show"

Ein Jahr lang verhandelten die TV-Granden mit dem wohl populärsten und kreativsten Fernsehmann der jüngeren Generation. Nun stehen sie mit leeren Händen da. Mister ProSieben behielt mit seiner Absage die Fäden in der Hand und obendrein das bessere Ende für sich. Raab schlägt die ARD. Sein "Bundesvision Song Contest" läuft weiter. Das Erste wird seinen Grand Prix wohl umbenennen müssen in "Upps! Die Pannen-Show".

Der erst zwei Jahren amtierende Unterhaltungskoordinator der ARD, Thomas Schreiber, steht als Depp da. Er war nicht in der Lage, aus vielen Einzelstimmen einen Chor zu formen. So bleibt die Premiere vorerst aus: die erste Kooperation eines öffentlich-rechtlichen mit einem privaten Sender, mithin eine neue Variante der Public Private Partnership.

Mag sein, dass sich einige Damen und Herren bei ARD klammheimlich die Hände reiben. Doch weil Schreiber den Kampf verloren hat, haben die "Gremlins" (Günther Jauch) ihn noch lange nicht gewonnen. Im Gegenteil: Das Erste hat im Bereich Unterhaltung einen Offenbarungseid abgelegt. Aus eigener Kraft sind die Verantwortlichen nicht mehr in der Lage, neue, pfiffige Formate zu schaffen. Im Gegenteil: Es zeichnet sich eine Arbeitsteilung im deutschen Fernsehen ab. Die Öffentlich-Rechtlichen dominieren die Information, die Privaten die Unterhaltung.

Dabei erlaubt der Rundfunkstaatsvertrag ARD und ZDF ausdrücklich auch Unterhaltung. Und es sieht nicht danach aus, als wollten Medienpolitiker in Deutschland diesen Zustand verändern.

ARD, wat nu?

Erstens, das Erste braucht neue Show-Ideen - zur Not in Kooperation im Privaten. Da darf es keine Denkverbote geben.

Zweitens, für die ARD wäre es hilfreich, wenn es einen Show-Beauftragten gäbe, der wirklich Handlungsfreiheit hat - und sei es um den Preis einer Strukturreform des Sender-Verbundes.