Berlin. Die Tage von Nikolaus Brender als ZDF-Chefredakteur sind gezählt. Sein Vertrag wird nicht verlängert. Brender scheiterte offenbar an der konservativen Mehrheit im Verwaltungsrat des Senders. Kurt Beck (SPD) kritisierte die Entscheidung, Roland Koch (CDU) verteidigte sie als "Neuanfang".
Nach kontroverser Diskussion hat der Verwaltungsrat des ZDF am Freitag in Berlin eine Vertragsverlängerung für ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender abgelehnt. Der Vorsitzende des Gremiums, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), bedauerte die Entscheidung, während der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der ebenfalls im Verwaltungsrat sitzt, sie als «Neuanfang» verteidigte.
ZDF-Verwaltungsrat
Der ZDF-Verwaltungsrat entscheidet maßgeblich über die Besetzung der Führungsposten bei dem öffentlich-rechtlichen Sender mit. Zudem überwacht das Gremium den Intendanten und beschließt über dessen Dienstvertrag.
Der Verwaltungsrat umfasst 14 Mitglieder. Fünf sind Vertreter der Bundesländer: Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (SPD), ist derzeit Vorsitzender, Stellvertreter der hessische Regierungschef Roland Koch (CDU). Mit Peter Müller (Saarland, CDU) und Matthias Platzeck (Brandenburg, SPD) sitzen zwei weitere Ministerpräsidenten in dem Gremium, ebenso wie der früherer bayerische Regierungschef Edmund Stoiber (CSU). Kultur-Staatsminister Bernd Neumann (CDU) vertritt dort den Bund. Die übrigen acht Mitglieder werden vom ZDF-Fernsehrat gewählt.
Die von ZDF-Intendant Markus Schächter vorgeschlagene Vertragsverlängerung scheiterte damit offenbar an den konservativen Mitgliedern im 14-köpfigen Verwaltungsrat. Laut Beck stimmten sieben Vertreter für Brender, sieben votierten gegen den 60-Jährigen. Damit verfehlte Brender die notwendige Mehrheit. Brender ist seit neun Jahren ZDF-Chefredakteur. 2010 läuft sein Vertrag aus.
Beck sagte nach der Sitzung vor Journalisten, dass die Entscheidung nach «langer und intensiver Debatte» gefallen sei. «Ich bedaure dies sehr, weil es das ZDF in eine schwierige Lage bringt, weil der Eindruck, dass es sich um sachfremde oder parteipolitische Erwägungen handelt, in der Öffentlichkeit nicht zu entkräften ist», fügte er hinzu. Er sehe keine sachlichen Begründungen für die Entscheidung. Brender habe vielmehr in den vergangenen Jahren rund 200 Millionen Euro eingespart und damit zur Konsolidisierung des Senders beigetragen. Beck kündigte an, gemeinsam mit der Bundestagsfraktion und anderen SPD-Ministerpräsidenten rechtliche Schritte zu prüfen.
Diskussionen über Kreativität im Sender
Koch, der als Wortführer der Brender-Gegner gilt, nannte den Chefredakteur «einen guten Journalisten». Doch sei es bei der Entscheidung vor allem um Management-Fragen gegangen. «Es gab Diskussionen über die Kreativitätspotentiale im Sender durch das Management der Chefredaktion», sagte Koch. Nach zehn Jahren mit Brender habe sich die Frage nach einem Neuanfang gestellt - «ganz unabhängig von politischen Fragestellungen». Er selbst habe einen solchen Neuanfang befürwortet, auch vor dem Hintergrund von ZDF-Einschaltquoten.
Schächter äußerte Bedauern über die Entscheidung des Verwaltungsrats. «Nikolaus Brender hat in den vergangenen zehn Jahren einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des ZDF geleistet und ist eine große Stütze im Team der Geschäftsleitung», sagte er. Schächter nannte «publizistische Unabhängigkeit und journalistische Kompetenz» als wichtige Qualitäten Brenders. (afp)