Essen. . Ruhrtriennale: „La Ribot“ erzürnt die Zuschauer in Essen auf Pact Zollverein mit „El triunfo de la libertad“. Das ist keine Performance, sondern ein Info-Abend mit trivial-komischen Seifenopern-Stoffen, die nur erzählt werden.

Eine Performance mit Tänzern ist die neue Arbeit von La Ribot nicht. Obwohl der Titel „Der Triumph der Freiheit“ (El triunfo de la libertad) hohe Erwartungen weckt, waren die meisten Zuschauer am Ende der 50-Minuten-Premiere im Pact Zollverein enttäuscht, frustriert oder zornig. Keine Tänzer, keine Bilder, keine gesprochenen Worte. Auch eine Inszenierung war nicht zu erkennen. Auf leerer Bühne baumeln stattdessen vier elektronische Texttafeln an Drähten und Kabeln. Auf ihnen laufen Berichte (in Deutsch und Englisch) von banalen Erlebnissen eines frisch getrauten Paares, von ihrer Hochzeitsreise nach Santo Domingo und von einem Striptänzer Nelson. Manchmal sind es auch Texte, in denen philosophische Fragen der Französischen Revolution, der Menschen heute und im Jahre 2114 gestellt werden. Das Publikum, das bis zu 30 Euro für die Karte hinblättert, hat nichts anderes zu tun als zu lesen. Und damit den Triumph der Freiheit zu erleben – so, wie ihn die Produzenten Li Ribot, Juan Dominguez und Juan Loriente für sich definieren, ausleben und dafür vermutlich eine beachtliche Gage kassieren.

Die drei nehmen sich die Freiheit, das als Festival-Vorstellung zu verkaufen. Der Zuschauer hat zwar die Freiheit zu gehen. Doch das machen erstaunlich wenige, erst kurz vor Schluss dieses Ruhrtriennale-Flops. Keine Buhrufe. Dafür müder Applaus von vereinzelten Besuchern.

Aktions-Verweigerung

Seine Irritation darf man zunächst mit einem Glas Sekt hinunterspülen, um sich danach die Aktions-Verweigerung der Künstler als Triumph ihrer Freiheit erklären zu lassen. Der Titel? Eher Zufall. Eine Straße in Mexiko heiße so, sagen sie. Dort hätten die drei geprobt.

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Langweilig sind die Histörchen, die da vorüberziehen, nicht. Da geht es um Paco und Agueda, die zu ihren Flitterwochen in die Karibik aufbrechen. Ankunft am Flughafen, ein Chauffeur fährt sie ins Hotel, Begrüßungs-Cocktail. Ausruhen, dann an den Pool. Am nächsten Morgen Frühstücksbüffet, dann an den Strand in Bademantel und Latschen, Wassergymnastik und Hängematte. Trivialität nimm deinen Lauf. Kichern hört man, wenn es im Text um einen Diskotheken-Besuch der beiden geht. Verblüfft sind Paco und Agueda über den nackten Afro-Brasilianer Nelson, der mit seinem Penis Walnüsse knackt. 50 Jahre später feiern die zwei ihre Goldene Hochzeit in demselben Hotel, sehen Nelson wieder. Diesmal knackt er Kokosnüsse.

Seifenopern-Episoden

Eingestreut in die trivialen, manchmal absurden Seifenopern-Episoden werden Anekdoten über Ludwig XVI., Voltaire, Fernando Pessoa, der seinen Hass kultiviert „wie ein Blume im Gewächshaus“. Ein Zeitsprung bringt sie zu „Halluzinationen“ und zum palästinensischen Rapper, der genug hat von Terror, Bomben und schlaflosen Nächten. Vieles wird angetippt, wirkt beliebig, improvisiert, jedenfalls kaum komponiert. „Für 30 Euro hätte ich einen Stapel Bücher kaufen können und viele Abende lesen können“, ärgert sich am Ende ein treuer Pact-Zollverein-Besucher.

Weiterer Termin: 6. September, 20 Uhr, Pact Zollverein, Essen.