Essen. Die Teenie-Komödie “Doktorspiele“ erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte wie man sie oft gesehen hat im deutschen Kino. “Mädchen Mädchen“ und “Harte Jungs“, dürften diesem Film von Regisseur Marco Petry ebenso Pate gestanden haben wie die berüchtigte “American Pie“-Reihe aus den USA.

Teenager-Komödien sind im Kino eine Bank – wenn sie aus Amerika kommen. Dort gilt seit dem Welterfolg „American Pie“, dass Pubertät für satte Lacher sorgt, wenn nur genug Schulhofwitze um Stoffwechselprodukte und Sexualfantasien in Bild und Ton vorkommen. Das funktioniert seit 14 Jahren gut und auch die Deutschen versuchen hier und da ihr Glück mit der Flucht zu den niederen Instinkten. Das beweist aktuell Marco Petrys neuer Film mit dem erwartungsfrohen Titel „Doktorspiele“.

Die Klassenkameraden und besten Kumpel Andi (schnuckliger Softi: Merlin Rose) und Harry (Max von der Groeben, mit frechem Gesicht und gieriger Stimme) sind zwar einerseits aus dem Alter für Doktorspiele heraus, stecken aber andererseits umso tiefer im Hormonstress. Das ist zwar einerseits schwierig, wenn man bei den Mädels noch nicht so richtig zum Zuge gekommen ist, aber da sich andererseits die Frustrationsgrenzen durch Pornovideos ganz gut abfangen lassen, ist die Stimmung im Männerlager gut. Dann kommt Andis Sandkastenfreundin Lilli zu Besuch und entpuppt sich als flotte Biene, was die Jungs nicht unbeträchtlich einschüchtert. Dann aber sammeln sie sich wieder und jagen den aktuellen Traumfrauen nach – mit verheerenden Folgen.

Testosteronklamotte in der Tradition von "American Pie"

Im Jahr 2000 drehte Marco Petry mit „Schule“ einen der besten deutschen Jugendfilme, der ganz nebenbei mit Daniel Brühl einen Star hervorbrachte. Seitdem ist Petrys Karriere von heftigen Formschwankungen gezeichnet. „Die Klasse von ‘99“ war sehr dramatisch, „Heiter bis wolkig“ war titelgemäß heiter bis wolkig; und jetzt also eine Testosteronklamotte in der Tradition von „American Pie“, etwas abgewetzt im Humor, aber auch selbstbewusst im Blick aufs Zielpublikum, sauber im filmischen Ansatz und typensicher, bei den Elternrollen (Christiane Paul, Oliver Korittke) sogar profund besetzt.

Manche Spaßideen sind grob bis großkotzig, aber derbe Charaktere werden schon etwas zu lachen bekommen.

Wertung: Drei von fünf Sternen