München. Wer geht für Deutschland ins Oscar-Rennen? Darüber entscheidet die Auslandsvertretung des deutschen Films am Mittwoch in München. Sie hat wie immer die Wahl zwischen verschiedenen Dramen zur jüngeren deutschen Geschichte - aber nicht nur.

"Lauf Junge lauf", "Wolfskinder" oder etwa "Im weißen Rössl"? 15 Filme stehen an diesem Mittwoch (27.8.) in der Auswahl für den deutschen Oscar-Beitrag. Die Auslandsvertretung des deutschen Films, German Films, entscheidet dann darüber, welcher Film im kommenden Jahr in den USA ins Oscar-Rennen gehen soll. Ob es der deutsche Beitrag in die Liste der fünf Oscar-Nominierten für den besten nicht-englischsprachigen Film schafft, entscheidet sich erst am 15. Januar, die 87. Verleihung der Oscars findet am 22. Februar im Dolby Theatre in Hollywood.

Historische Stoffe sind es zu einem großen Teil wieder, die die Produzenten eingereicht haben, um den deutschen Film in der großen weiten Filmwelt zu repräsentieren. Regisseur Edgar Reitz erzählt in "Die andere Heimat" vom Auswander-Boom nach Brasilien in Zeiten des deutschen Vormärz. Dafür hat er bereits die goldene Lola, den deutschen Filmpreis, bekommen.

Holocaust ist oft ein Thema

Dominik Grafs "Die geliebten Schwestern" erzählt die Dreiecks-Geschichte von Friedrich Schiller und den Schwestern Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld, und Frauke Finsterwalders "Finsterworld" befasst sich auf sehr ungewöhnliche, surreale Weise mit dem Trauma des Nationalsozialismus.

Die Bewerber für den deutschen Oscar-Beitrag

15 Filme stehen am 27. August in der Auswahl für den deutschen Oscar-Beitrag.

DIE ANDERE HEIMAT - CHRONIK EINER SEHNSUCHT von Edgar Reitz, mit Jan Dieter Schneider

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN von Dominik Graf, mit Hannah Herzsprung

FINSTERWORLD von Frauke Finsterwalder, mit Corinna Harfouch

HANNAS REISE von Julia von Heinz, mit Karoline Schuch

IM WEISSEN RÖSSL - WEHE DU SINGST von Christian Theede, mit Diana Amft

KREUZWEG von Dietrich Brüggemann, mit Lea van Acken

LAUF JUNGE LAUF von Pepe Danquart, mit Andy Tkacz

DER LETZTE MENTSCH von Pierre-Henri Salfati, mit Mario Adorf

STEREO von Maximilian Erlenwein, mit Jürgen Vogel

WESTEN von Christian Schwochow, mit Jördis Triebel

WIR SIND DIE NEUEN von Ralf Westhoff, mit Heiner Lauterbach

WHO AM I von Baran Bo Odar, mit Elyas M'Barek

WOLFSKINDER von Rick Ostermann, mit Jördis Triebel

ZEIT DER KANNIBALEN von Johannes Naber, mit Devid Striesow

ZWISCHEN WELTEN von Feo Aladag, mit Ronald Zehrfeld

Der Holocaust ist wieder oft Thema bei den Bewerbern in diesem Jahr. Das Drama "Lauf Junge lauf" beschreibt die Flucht eines Kindes aus dem Warschauer Ghetto, "Wolfskinder" ist ein Drama über Kinder, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Baltikum ums Überleben kämpfen müssen, und in "Der letzte Mentsch" spielt Mario Adorf einen Überlebenden der Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz.

Historische Stoffe haben es erfahrungsgemäß leichter. Das gilt seit dem Oscar-Erfolg des DDR-Dramas "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck im Jahr 2007 vor allem für Filme über die deutsch-deutsche Geschichte. Von den Filmen, die in den vergangenen Jahren von der Auslandsvertretung eingereicht wurden, hielt knapp die Hälfte dem Urteil der Jury stand und bekam dafür eine offizielle Oscar-Nominierung. All diese Beiträge setzten sich mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinander. Die deutsche Jury hat sich darauf eingestellt und reicht nahezu ausschließlich diese Stoffe ein.

Der Beitrag für die Verleihung 2014, das DDR-Drama "Zwei Leben" von Regisseur Georg Maas, war in Hollywood aber leer ausgegangen und bekam nicht einmal eine Oscar-Nominierung. Doch auch in diesem Jahr kommt die deutsche Bewerberliste nicht ohne einen deutsch-deutschen Beitrag aus: In "Westen" macht eine Familie aus dem Osten rüber.

"Im weißen Rössl" fällt aus dem Rahmen

Doch es gibt auch andere Bewerber in diesem Jahr: "Hannas Reise" ist eine romantische Komödie über die Reise einer jungen Frau nach Israel, "Wir sind die neuen" ist ein Generationenfilm, in dem die Alten (darunter Gisela Schneeberger und Heiner Lauterbach) es nach Ansicht der Jungen viel zu bunt treiben. In "Who am I", der erst im September ins Kino kommt, spielen die Kinohelden Tom Schilling und Elyas M'Barek zwei Hacker, die in Berlin die öffentliche Ordnung über den Haufen werfen. "Zeit der Kannibalen" ist ein Film mit Devid Striesow über Unternehmensberater, die überall auf der Welt Arbeiter entlassen

Ernstere Töne schlägt der Film "Kreuzweg" an. Er erzählt die Geschichte einer 14-Jährigen, die nach den Vorgaben der ultrakatholischen Piusbruderschaft lebt. "Zwischen Welten" von Feo Aladag ist ein Drama um die Freundschaft eines deutschen Soldaten und seines einheimischen Übersetzers im kriegsgeschüttelten Afghanistan. Ins Rennen geht auch der Psychotrip "Stereo" mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu. Völlig aus dem Rahmen fällt die Persiflage "Im weißen Rössl", eine unterhaltsame Neuauflage des Peter-Alexander-Klassikers. (dpa)