Essen. . Dieses Comicspektakel ist ganz anders, als die gewohnten Superhelden-Abenteuer aus der Marvel-Filmsparte: In “Guardians of the Galaxy“ mischen fünf skurrile Außenseiter mit ihren Superkräften das Universum auf. Das rasante Weltraum-Abenteuer ist in diesem Sommer die Kino-Überraschung in den USA.

Das Herz ist eben doch um einiges mächtiger als der Verstand. Anders lässt sich Peter Quills Hang zu nahezu aussichtslosen Aktionen auf jeden Fall nicht erklären. Fast hat es der Weltraum-Abenteurer, der sich selbst Star-Lord nennt, schon geschafft, aus einem Hochsicherheitsgefängnis zu entkommen, das als absolut ausbruchssicher gilt. Doch dann kehrt er noch einmal um und riskiert sein Leben, um sich seinen alten, noch aus seinen Kindertagen auf der Erde stammenden Walkman zurückzuholen.

Im Schatten der Superhelden

Es sind Momente und Szenen wie diese, die „Guardians of the Galaxy“, James Gunns Filmadaption einer eigentlich eher unbekannten Marvel-Comicreihe, zu einem ebenso überraschenden wie einmaligen Kinospaß machen. Schon zu der Entscheidung, die „Guardians“ überhaupt auf die Leinwand zu bringen, gehörte neben einer gewissen Portion Risikobereitschaft auch jede Menge Herzblut. Schließlich stand dieses etwas skurrilere Team von Außenseitern und Helden aus der zweiten Reihe seit seinem ersten Comic-Auftritt im Januar 1969 eigentlich immer im Schatten berühmterer Superhelden. Die sporadischen Versuche, sie dennoch als eine feste Größe im Universum der Marvel-Comics zu etablieren, endeten meist wieder sehr schnell. Ein weiterer Film um einen der populären „Avengers“-Helden wäre für Marvels Filmsparte also eine weitaus sichere Option gewesen.

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Der Glücksritter Peter Quill (Chris Pratt), die von ihrer Kindheit an zur Killerin ausgebildete Gamora (Zoe Saldana), der genetisch manipulierte Waschbär Rocket, das riesige Baumwesen Groot und der muskelbepackte Drax (Davie Bautista) sind denkbar ungeeignet, wenn es darum geht, das Universum vor den wahnsinnigen Vernichtungsfantasien des religiösen Fanatikers Ronan (Lee Pace) zu retten. Schließlich ist jeder von ihnen eher ein klassischer Anti-Held als ein potenzieller Weltenretter. Sie sind typische Außenseiter, wenn nicht gar Ausgestoßene, die immer nur an den Rändern der Gesellschaft gelebt haben. Das hat sie zu misstrauischen Einzelgängern werden ließ, die erst einmal nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

Naive Lust an fanatischen Abenteuern

Jeder der fünf verfolgt sein eigenes Ziel und hofft dabei auf den großen Coup. Das ist es auch, was Quills, Gamora, Rocket und Groot überhaupt erst ins Gefängnis bringt. Aber als Outlaws sehnen sie sich auch nach dem, was sie nie hatten, nach einer Gemeinschaft, die sie so akzeptiert, wie sie sind. Wenn schon in der Gesellschaft kein Platz für sie ist, dann müssen sie wenigstens untereinander zusammenhalten. Das war schon immer einer der großen Mythen des amerikanischen Genrekinos, den die „Guardians of the Galaxy“ auf eine ganz andere und viel selbstironischere Weise als Joss Whedons „Avengers“ wiederbeleben. Ihr Heldentum hat nichts von dem missionarischen Geist an sich, den Captain America verkörpert. Und sie werden auch nie so begnadete Selbstdarsteller wie Iron Man Tony Stark werden. Selbst als Hüter der Galaxie bleiben sie Außenseiter, die eine Gesellschaft beschützen, der sie doch nie ganz angehören werden.

Im Endeffekt verhält es sich mit diesem Weltraum-Abenteuer genauso wie mit seinen Helden. Es entspricht so gar nicht den Konventionen der Hollywood-Großproduktionen der vergangenen Jahre. James Gunn und seine Koautorin Nicole Perlman gehen konsequent einen anderen Weg als die Macher der früheren Marvel-Superhelden-Filme. Mit seinen knallig bunten Farben und seinem nostalgischen Soundtrack, auf dem neben David Bowies „Moonage Daydream“ und „Cherry Bomb“ von den Runaways auch die Jackson 5 mit „I Want You Back“ und „Ain’t No Mountain High Enough“ von Marvin Gaye und Tammi Terrell erklingen, schlägt „Guardians of the Galaxy“ einen Bogen zurück in die 1970er und 1980er Jahre.

James Gunns unglaublich rasante Comic-Verfilmung versprüht genau die naive Lust an fantastischen Abenteuern und großen Weltraum-Schlachten, die auch seine Vorbilder prägte. Doch bei aller Begeisterung für fantastische Effekte vergisst er nie, dass das Herz mächtiger ist als alles andere.

Wertung: 4 von 5 Sternen