Essen. „Ruhm ist Blödsinn“, sagt der französische Schauspieler Christian Clavier im Interview. Aber prominent ist er doch nicht ganz ungern. Diese Woche kommt sein jüngster Filmerfolg in deutsche Kinos: „Monsieur Claude und seine Töchter“ hat in Frankeich schon sieben Millionen Besucher begeistert.

An der Seite von Jean Reno erlebte Christian Clavier vor 20 Jahren seinen großen Durchbruch mit dem Kassenschlager „Die Besucher“, gefolgt von der nicht minder erfolgreichen Fortsetzung „Die Zeitritter“. Als leibhaftiger Asterix war Clavier gleich zweifach auf der Leinwand zu erleben, den Kumpel Obelix verkörperte dabei Gérard Depardieu. Nun kommt der 62-jährige Schauspieler in der Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ auf die Leinwand, die in Frankreich bereits über sieben Millionen Zuschauer in die Kinos lockte.

Monsieur Clavier, sind Sie mehr stolz auf Ihren Asterix oder auf diese Komödie über Rassismus?

Christian Clavier: Auf den Asterix bin ich so stolz wie auf ‚Monsieur Claude’. Das eine war eine ganz wunderbare Adaption von diesem Comic. Das andere ist eine Komödie über ein Thema, das in unserer heutigen Gesellschaft in Europa enorm wichtig ist. Beide Filme bieten dem Zuschauer großen Spaß und viel Stoff zum Lachen - aber bei ‚Monsieur Claude’ kann man anschließend auch noch gut diskutieren.

Ein wenig fühlt man sich in Sachen Vorurteil und Komik an den „Käfig voller Narren“ erinnert...

Clavier: Absolut! In beiden Fällen weiß der Besucher, dass ihn eine sehr lustige Komödie erwartet. Gleichzeitig liegt unter dieser komischen Oberfläche ein ernsthaftes Thema. Wer möchte, kann zum Nachdenken angeregt werden, aber kein Zuschauer wird dazu gezwungen – was für mich ganz ein ganz entscheidender Faktor ist.

„Der Film trifft einen Nerv beim Publikum“

Der Film hat in Ihrer Heimat über sieben Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. Hatten Sie mit diesem Mega-Erfolg gerechnet?

Clavier: Damit kann man unmöglich rechnen. Wir waren uns nach den ersten Testvorstellungen zwar bewusst, dass dieser Film einen Nerv beim Publikum trifft. Die Leute haben unglaublich viel gelacht – aber dieser enorme Erfolg in den Kinos hat uns dann alle absolut überrascht.

Woher rührt diese große Zustimmung?

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Clavier: Diese Komödie ist vor allem clever konstruiert. Im Grunde ihres Herzens sind diese Figuren ja gar keine Rassisten, sie handeln vielmehr aus Angst vor dem Fremden. Diesen Mechanismus verleugnet der Film nicht, sondern nimmt ihn ernst und schwingt eben gerade nicht die Moralkeule mit dem üblichen ‚das darf man nicht!’. Mir scheint dieser Ansatz viel wirkungsvoller: Wir zeigen all die Vorurteile und machen uns gleichzeitig darüber lustig. Dass diese beiden zunächst höchst gegensätzlichen Väter am Ende enge Freunde werden, ist wirkungsvoller als jedes Predigen.

„Die negativen Seiten von Erfolg kommen früh genug“

Haben Sie Ihre jungen Kollegen vor den Gefahren des plötzlichen Ruhmes gewarnt?

Clavier: Ruhm ist Blödsinn. Viel entscheidender ist, dass die jungen Kollegen am Beginn ihrer Laufbahn diesen enormen Erfolg haben. Nach diesem grandiosen Start können sie nun eine wunderbare Karriere aufbauen. Die negativen Seiten von Erfolg werden sie noch früh genug erfahren.

Wie lustig waren die Dreharbeiten? Setzen Sie auf Proben oder sind Sie lieber spontan?

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Clavier: Ich bin kein Freund von vielen Proben, beim Dreh einer Komödie muss man seine Frische behalten, sonst funktioniert die Sache nicht. Zu Beginn waren meine jungen Kollegen ein bisschen eingeschüchtert, weil sie keine so große Erfahrung haben - das haben wir für den Film prompt eingesetzt. Mit Absicht wurde auf ein vorheriges Kennenlernen verzichtet und unsere erste Begegnung fand vor laufender Kamera statt: Schließlich haben die Schwiegersöhne am Anfang ebenfalls reichlich Bammel vor dem Patriarchen.

„Routine wäre die falsche Einstellung“

Müssen Sie sich nach Ihren Erfolgen noch etwas beweisen?

Clavier: Man muss sich ständig etwas beweisen und das Publikum immer wieder aufs Neue überzeugen. Überheblichkeit oder gelangweilte Routine wäre da die völlig falsche Einstellung. Ich wusste immer, dass Schauspieler kein leichter Beruf sein würde. Und ich bin sehr glücklich, dass mir in diesen vierzig Jahren einige Erfolge gelungen sind.

Weshalb haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Clavier: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mit 14 Jahren den großen Michel Bouquet in einem Stück über Robespierre erlebte. Das hat mich so begeistert, dass ich das unbedingt auch einmal machen wollte. Später haben mich dann auch Schauspieler wie Louis de Funès oder Peter Sellers im Kino ganz enorm fasziniert. Ein anderer Beruf wäre für mich gar nie in Frage gekommen.

Wenn Sie eine Sache aus dem Film mitnehmen könnten, welche wäre das?

Clavier: Solange es Liebe gibt, ist immer noch alles möglich.