Essen. . Der vierte Teil der Transformers-Reihe kommt in die Kinos. Hauptdarsteller Mark Wahlberg gibt dem Film aller Action zum Trotz eine neue Entspanntheit. Dadurch wirkt der Film reifer als sein direkter Vorgänger, nicht mehr ganz so pubertär. Barocke Action-Szenen kommen aber trotzdem nicht zu kurz.

Eigentlich hatte Michael Bay vor drei Jahren mit dem dritten Teil seiner „Transformers“-Reihe einen Endpunkt erreicht. Mehr Zerstörung ist zwar noch vorstellbar, weil den Destruktionsphantasien des amerikanischen Kinos im digitalen Zeitalter keinerlei Grenzen mehr gesetzt sind, aber irgendwann lösen sich in all den computergenerierten Stahlgewittern mehr als nur ganze Straßenzüge einer modernen Metropole auf. Dann zerstört der Film sich selbst.

Keine typische Fortsetzung

Letztlich war „Transformers 3“ schon gar nicht mehr so weit davon entfernt. Zumindest hat Bay in den ausufernden Kämpfen der verfeindeten Riesenroboter alles zertrümmert, was seinem ersten „Transformers“-Film noch einen kindlichen Zauber verliehen hat. Die verspielte Leichtigkeit, die an Steven Spielbergs Abenteuer- und Science-Fiction-Spektakel erinnerte, wich im zweiten und dritten Teil der Serie einer schon verbissenen Zerstörungswut. So begrub Bay auch noch den menschlichen Funken, der diese von Hasbro-Spielzeugfiguren der 1980er-Jahre inspirierte Kinosaga mit Leben füllen sollte, unter den Trümmer berühmter Baudenkmäler.

Ein Ende kann vor allem in der nimmerruhenden und nimmersatten Traumfabrik Hollywood, die noch kein erfolgreiches Franchise einfach so sterben lassen hat, aber auch Anlass für einen Neuanfang sein. Und so erweist sich „Transformers: Ära des Untergangs“, Bays vierter Eintrag in dieser größenwahnsinnigen Reihe, als eine Art von filmischem Neustart und nicht als typische Fortsetzung der ursprünglichen Trilogie.

Die Erzählung setzt zwar fünf Jahre nach den Ereignissen in „Transformers 3“ an, aber außer ein paar kurzen Verweisen auf die sogenannte „Schlacht von Chicago“ verbindet dieses Sequel nichts mehr mit seinen Vorgängern. Das hat natürlich auch sehr handfeste Gründe. Nachdem Shia LaBeouf, der Held der ersten drei Filme, aus dem Franchise ausgestiegen ist, mussten Bay und Drehbuchautor Ehren Kruger neue menschliche Figuren kreieren, die zusammen mit den Autobots um Optimus Prime für die Zukunft der Erde kämpfen. Diese Aufgabe übernimmt nun Mark Wahlberg in der Rolle des texanischen Erfinders Cade Yeager.

Durch einen Zufall stößt der idealistische, aber bisher nicht sehr erfolgreiche Tüftler Yeager in seiner Heimatstadt auf einen nahezu zerstörten Truck und kauft ihn für ein paar hundert Dollar. Erst später auf seiner Farm wird ihm bewusst, auf was er da gestoßen ist. Nach einem Angriff eines CIA-Teams, das sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Autobots und Decepticons zu zerstören, hatte sich der schwerverletzte Optimus Prime in die texanische Kleinstadt gerettet. Nun werden Yeager, seine 17-jährige Tochter Tessa (Nicola Peltz) und deren Freund Shane Dyson (Jack Reynor), selbst zum Ziel der im Geheimen operierenden CIA-Agenten.

Hongkong als idealer Schauplatz

Nicht nur Mark Wahlberg ist deutlich älter als Shia LaBeouf, auch der Film wirkt reifer, nicht mehr ganz so pubertär wie sein direkter Vorgänger. Natürlich verzichtet Michael Bay nicht auf diese beinahe barocken Action-Sequenzen, die seit „The Rock“ eines seiner filmischen Markenzeichen sind. Aber selbst der große Showdown zwischen den Autobots und ihren Gegnern, von Menschen geschaffenen Robotern, die vom Geist der vernichteten Decepticons erfüllt sind, besticht durch seine räumliche und visuelle Klarheit. Die extrem enge und an sich unübersichtliche Metropole Hongkong erweist sich dabei als idealer Schauplatz für eine unmerklich ausufernde, dabei aber immer ironisch gebrochene Action-Choreographie, in der selbst stählerne Dinosaurier nicht allzu lächerlich wirken.

Vielleicht ist es tatsächlich Mark Wahlberg, dem Michael Bay diese neue Entspanntheit, dieses Gefühl für Ernst wie für Ironie verdankt. Schließlich hatten die beiden sich auch schon bei „Pain & Gain“, Bays vorherigem Film, perfekt ergänzt. In „Transformers: Ära des Untergangs“ zeigt sich Wahlberg auf jeden Fall von seiner lässigsten Seite. Er verkörpert den Außenseiter Yeager, der mit dem legendären Testpiloten Chuck Yeager mehr als nur den Nachnamen teilt, mit einer wunderbaren Nonchalance. Dieser Erfinder ist ein klassischer amerikanischer Pionier – ein Held wie aus einem alten Western mit John Wayne. Wertung: drei von fünf Sternen