Dortmund. . Gipfeltreffen zwischen zarter Poesie und dem rauschaften Dirigat eines Zauberers: Die Pianistin Hélène Grimaud und der junge Stardirigent Yannick Nézet-Séguin trafen am Donnerstag in Dortmunds Konzerthaus aufeinander. Das Ergebnis war ein gefeierter Abend in ganz unterschiedlichen (Klang-)Farben.

Wer wollte sagen, ob es die gemeinsame Muttersprache war oder Musik als Esperanto für Introvertierte: Hélène Grimaud hat man jedenfalls lange nicht so gelöst und glücklich auf Konzertpodien erlebt wie am Donnerstag in Dortmund.

Ihr Partner war ein Dirigent, von dem die Welt spricht: Was dieser Yannick Nézet-Séguin (39) anfasst, wird zu Gold. Ihn als Residenzkünstler gewonnen zu haben, ist ein Coup fürs Konzerthaus.

Nur ein Augenblick, aber fast rührend: Da stemmte der kleine Frankokanadier selbst den zweiten Klavierhocker, um mit der Dame aus Aix zwecks vierhändiger Zugabe in Ravels „Feengarten“ einzutauchen. Nicht gerade klavieristisches Hexenwerk, aber (nimmt man die Geste für die Tat) doch Zeugnis schönsten Einvernehmens. Was es heißt, auf ein­ander zu hören, hatten die zwei ja vorher bewiesen und keine einzige der reichen Farben ausgelassen, die Ravels Klavierkonzert bietet. Doch bei aller vertrackten Mechanik, bei allem rhythmischen Witz, dessen Jazz-Pointen das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks staunenswert leichtfüßig abrief: Es war das traumverlorene Solo im Adagio der unvergessliche Ravel-Moment – der Grimaud-Gipfel sozusagen.

Orchesterfutter reinsten Wassers

Links wie rechts davon Orchesterfutter reinsten Wassers. Erst die „Moldau“. Und auch hier: Nézet-Séguin at his best. Er zaubert wie der junge Bernstein, dirigiert distanzlos im besten Sinne: Es steht nichts mehr zwischen ihm und der Musik – das Orchester (wohl das beste unter Deutschlands Rundfunkklangkörpern) folgt, ohne diesem üppigen Schwelgen die Präzision zu opfern.

Vom Fluss zum Strom: Schließlich Schumanns „Rheinische“, erzromantisch gedeutet, fast kompakt in der Klangfülle – und doch filigran, wo nötig. Aus den Blumen für den Dirigenten wanderte eine Rose durchs Orchester. Verdient hatte sie jeder, auch für die melancholische Schwerelosigkeit der Zugabe: Dvoraks Slawischer Tanz Nr. 2.