Bochum. . Am Schauspielhaus Bochum hat Christina Paulhofer den Klassiker in einen ebenso verrückte wie verrockte Szenerie verlegt. Die Elfen tragen sexy Hot Pants, Liebende spielen der Liebsten Beatles-Heuler auf der Klampfe vor und Puck, der komische Kauz, kommt als Meat-Loaf-Wiedergänger daher.

Die Elfen tragen sexy Hot Pants, Lysander spielt der Liebsten den Beatles-Heuler „Across The Universe“ auf der Klampfe vor, Helena macht sich vor lauter Liebes-Aufregung in die Hose. Und Puck, der komische Kauz, kommt als Meat-Loaf-Wiedergänger daher, der genüsslich am Joint nuckelt: Christina Paulhofers Neudeutung des Shakespeare’schen „Sommernachtstraum“ ist ebenso verrückt wie verrockt. Und sie ist ein Erfolg in Bochum: Großes Haus, großes Ensemble, großer Schlussapplaus.

„A Midsummer Night’s Dream“ ist eines der bekanntesten, klügsten, frivolsten, besten, meistgespielten Theaterstücke aller Zeiten. Wie soll man da einen Regie-Ansatz finden, der noch halbwegs originell ist? Christina Paulhofer gibt eine so einfache wie einleuchtende Antwort: Sie packt das Werk beim Schopf, sprich: bei jenem Traumesweben, von dem Shakespeare meinte, es gehe „über Menschenverstand zu sagen, was für ein Traum das war“.

Titania brunstvoll

Im Traum zeigt sich die Wirklichkeit unverzerrt. Alles ist wahr, und ist doch vielleicht nur Einbildung: Der Wald von Athen ist der Central Park in New York zwischen Natur und Schönheit, Drogen und Prostitution. Hermia (Kristina Peters), Helena (Minna Wündrich), Lysander (Nicola Mastroberardino) und Demetrius (Matthias Eberle) sind verwirrt-verliebte Jugendliche, wie es sie zu allen Zeiten überall geben wird, König Theseus (Michael Schütz) ist der King der Wallstreet und Shakespeares Handwerker sind entlassene Banker, die sich als Laienschauspieler versuchen, nachdem die Börsenblase geplatzt ist. Eine Stufenpyramide wird zur hohen Warte, von der aus Hippolyta (Katharina Linder) und Theseus das Spiel in Gang setzen.

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17 Akteure bevölkern die leere Bühne, umrahmt von großen Videotafeln, auf denen zunächst Zweige im Wind schaukeln und die im Drogenrausch der Nacht im Park in fettem Orange leuchten. Nicht nur, wenn sich die berauschte Titania (Katharina Linder) dem in einen Esel verwandelten Jonathan (großartig: Jürgen Hartmann) brunstvoll nähert, ist dieser Abend frech, frivol und derb; es wird geschlagen, gespuckt, gekost und gepinkelt, dass es eine Art hat.

Dieser frisch aufgebügelte Sommernachtstraum ist nichts für Weicheier. Die harte Realität unserer Zeit hat alles romantische Gewese hinweggefegt. Vielleicht kein rauschender, in jedem Fall aber ein be-rauschender Theaterabend.

Vorstellungen: 15./23.5 und 6./18. 6., Karten: 0234/3333-5555