Essen. William Shakespeare gegen Eminem. Ein US-amerikanischer Programmierer hat den Wortschatz des englischen Schriftstellers mit dem von aktuellen Hip-Hop-Stars verglichen. Dazu hat er dutzende Rap-Alben und mehrere Werke von Shakespeare ausgewertet. Hip-Hop-Fans dürften die Ergebnisse bejubeln.
William Shakespeare gilt als der vielleicht bedeutendste Schriftsteller aller Zeiten. Ein Wortakrobat, ein Sprachgenie, Schöpfer unzähliger Literaturklassiker von Hamlet bis Macbeth. Doch ein US-amerikanischer Programmierer hat mit einer Untersuchung nun kräftig am Thron des Engländers gesägt.
Der Programmier heißt Matt Daniels und ist Hip-Hop-Fan. Er hat sich schon in früheren Arbeiten schon mit dem Slang der Band Outkast oder der Bedeutung des Wortes "Shorty" (deutsch etwa: schöne Frau) im Hip-Hop auseinander gesetzt.
Shakespeare gegen 85 Rapper
In Daniels neuester Untersuchung "The Largest Vocabulary in Hip Hop" ging es um den Wortschatz verschiedener Rapper. Um diesen zu errechnen hat Daniels die Texte von 85 Rappern ausgewertet, genauer gesagt: 35.000 Wörter ihrer Song-Texte. Entscheidend war dabei, wie viele verschiedene Worte verwendet wurden. Dabei zählten auch Slang-Wörter und neu erfundene Worte. Als wichtigste Messlatte für die Rapper diente William Shakespeare, dessen Texte Daniels ebenfalls ausgewertet hat.
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Shakespeare gilt schließlich als besonders wortgewandt, sein großer Wortschatz ist unbestritten. 28.829 Wörter hat der Dichter laut Daniels in all seinen Texten angeblich insgesamt verwendet. Sein Wortschatz müsse demnach etwa 100.000 Wörter umfassen, behauptet Daniels.
Für Eminem reicht es noch
Doch der vor fast 400 Jahren verstorbene Schriftsteller landet bei der Untersuchung von sieben Textbeispielen unter anderem aus Hamlet und Othello mit 5170 verwendeten Worten gerade einmal im oberen Drittel. An der Spitze steht der hierzulande eher unbekannte Rapper Aesop Rock mit 7392 Worten. Auf Platz zwei landete GZA vom Wu-Tang-Clan, der es in seinen Texten auf 6426 verschiedene Worte brachte.
Einen kleinen Trost für die Fans klassischer Literatur gibt es dann aber doch. Denn immerhin lässt Shakespeare ein halbes Dutzend prominenter Rapper hinter sich. So landen Snoop Dogg (3974 Wörter), Eminem (4494), Drake (3522) oder die Beastie Boys (5090) allesamt hinter dem Engländer.
Shakespeare kannte keine "Pimps"
Allerdings hatten die Rapper bei der Untersuchung einige Vorteile. Sie erfinden oft neue Worte, wie etwa "Homeboy" oder "Homie". Außerdem hat Daniels in seiner Untersuchung annähernd gleiche Worte mehrfach gezählt. So sind die Worte "pimps" , "pimp", "pimping" und "pimpin" als vier verschiedene Worte in die Wertung eingegangen - obwohl sie die gleiche Bedeutung haben. Einzig verschiedene Slangs sind der Grund für die unterschiedlichen Schreibweisen. Ein Nachteil für Shakespeare, der nicht gerade für seine umgangssprachlichen Texte bekannt ist.
Schmerzlicher dürfte Shakespeare-Jünger deshalb die Niederlage des Engländers gegen einen Schriftstellerkollegen treffen, dessen Wortschatz Matt Daniels ebenfalls untersucht hat: Herman Melville, Autor von "Moby Dick". Der US-Amerikaner brachte es mit 6022 verschiedenen Worten auf Platz vier. Über zehn Plätze vor William Shakespeare. (fel)