Duisburg. . Mischa Kuballs Foto-Serie „New Pott“ entstand im Vorfeld der Kulturhauptstadt 2010. Der Künstler besuchte 100 Familien aus 100 Nationen zwischen Kamp-Lintfort und Unna. Nun hat das Duisburger Lehmbruck-Museum die Serie samt Dokumentations-Video gekauft – und zeigt sie bis zum 11. Mai im Kabinett.

Nur zwei von 100 Wohnzimmern kommen ganz ohne Gemälde, Drucke oder Kalenderblätter aus. Die Sehnsucht nach Schönem, hinter der vielleicht auch ein Stück besonders großer Angst vor der Leere steckt, eint diese 100 grundverschiedenen Familien aus 100 verschiedenen Ländern der Erde. Genau wie der Umstand, dass sie alle im Revier eine neue Heimat gefunden haben. Sie wurden zur Kulturhauptstadt 2010 von dem Konzeptkünstler Mischa Kuball besucht, der stets eine weltkugelrunde Lampe mitbrachte.

Sie ist das Leitmotiv auf den 100 Schwarz-Weiß-Fotos von Kuballs Serie „New Pott“, und nun warten sie auf neugierige, vergleichende, an Menschen und Kulturmischungen interessierte Blicke im Kabinett des Duisburger Lehmbruck-Museums. Das hat Kuballs Arbeit mit finanzkräftiger Hilfe der Sparkassen-Stiftung Rheinland und der RWE-Stiftung erworben.

Paul aus Panama mit Doppelbett porträtiert

Familie Kobow aus Armenien hat sich vor einer Aktenwand fotografieren lassen, Yasser Iskobi mit seinem Playstation-Controller und Joseph Blue Grant aus Jamaika mit Gitarre und Verstärker, genau wie Pamela Falcon aus den USA. Paul Eisenreich aus Panama wollte sein Doppelbett ins Bild gerückt wissen, Ben Darmanin ließ sich im Oberhausener Musical-Theater fotografieren, Soba Do Cristo Toko aus Angola fand Unterschlupf in einem nicht ganz ausgelasteten Einkaufszentrum.

Mehr als einmal ist eine Weltkarte Wandschmuck der Einwanderer, vielleicht um Herkunft und Wohnort zugleich im Blick zu haben. Familie Zeggel aus Frankreich hat deshalb gleich ein paar Globen zu Hängelampen umfunktioniert.

In Wahrheit hängen im Lehmbruck übrigens 200 Fotos. Mischa Kuball hat jedes Wohnzimmer ein zweites Mal fotografieren lassen – diesmal ohne seine Bewohner. Das ergibt hundert Mal die Botschaft: Da fehlt jemand. Und: Möbel bilden nicht die Identität eines Menschen. Sie spiegeln sie höchstens. Sofern da Menschen sind. Sind sie weg, beginnt die Leere.

Mischa Kuball: New Pott. Bis 11. Mai im Lehmbruck Museum Duisburg, Friedrich-Wilhelm-Str. 40