Essen. . Fans werden ihn vermissen und sich auf etwas andere Literatur einstellen müssen. Der jüngste Roman von Simon Beckett kommt ohne den Anthropologen David Hunter aus. „Der Hof“ erzählt von vielen dunklen Geheimnissen, deren Auflösung wird überraschen oder verärgern...

Man kennt den Mann, aber man erkennt ihn hier kaum wieder. Simon Beckett ist durch seine Romane um den Anthropologen David Hunter zu literarischem Weltruhm und ei­nem gut gefüllten Bankkonto gekommen. „Der Hof“ heißt sein jüngstes Buch – und Hunter ist nicht dabei. Das sollte man wissen, bevor man sich dieses Werk kauft.

Es ist heiß. Man spürt die Hitze förmlich aufsteigen aus den ersten Seiten dieses Buches. Und man spürt die Bedrohlichkeit des Ortes in Frankreich, an den es einen jungen Engländer namens Sean gegen seinen Willen verschlagen hat. Liegen geblieben ist er mit seinem Auto – kein Benzin mehr im Tank aber viel Blut auf dem Beifahrersitz. Schwer verletzt ist Sean am Fuß und trägt dunkle Geheimnisse mit sich herum. Genau wie die Bewohner des einsamen Bauernhofes, auf dem er Zuflucht sucht und der mehr an eine Festung als an einen landwirtschaftlichen Betrieb erinnert. Schon bald weiß der junge Mann nicht mehr, ob er noch heimlicher Patient ist oder schon Gefangener im Heim von Arnaud und seinen zwei so unterschiedlichen Töchtern.

Auch interessant

Ein etwas anderer Beckett

Natürlich kann einer wie Beckett auch ohne seinen Helden Atmosphäre schaffen. Aber wer nur die Hunter-Romane kennt, nie Frühwerke wie „Flammenbrut“, „Obsession“ oder „Tiere“ gelesen hat, wird sich die Augen reiben. Beckett schreibt im Präsens und in der Ich-Form. Das muss man mögen. Das Erzähltempo ist ruhiger, manchmal fast träge, die Sprache wirkt literarischer, die Spannung subtiler, die Geschichte psychologischer. Und den Schluss kann man überraschend nennen oder an den Haaren herbeigezogen.

„Der Hof“ ist ein etwas anderer Beckett also. Einer, auf den man sich einlassen muss. Und es ist ein Buch, das mehr vom bekannten Namen auf dem Umschlag zehrt, als von der Geschichte, die es erzählt. Am Ende jedenfalls hofft man dann doch, dass David Hunter möglichst bald zurück kommt.