Bochum. . Es ist die bereits dritte „Tschick“-Adaption im Ruhrgebiet, nach Oberhausen und Essen, doch diese Bochumer Inszenierung ist von eigener Klasse: Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ läuft im Prinz Regent Theater. Regisseurin Romy Schmidt hat sich eine rasante Bühnenadaption ausgedacht.

Ein dickes Ausrufezeichen im grassierenden „Tschick“-Boom auf deutschen Bühnen setzt Romy Schmidt mit ihrer Einrichtung des Herrndorf-Romans am Prinz Regent Theater.

Es ist die bereits dritte „Tschick“-Adaption im Ruhrgebiet, nach Oberhausen und Essen, doch diese Bochumer Inszenierung ist von eigener Klasse: ironisch, spielerisch und anrührend entwickelte Romy Schmidt einen Abend, der wie nebenher die Geschichte von dem 14-jährigen Maik aus bürgerlichen Verhältnissen und seinem Schulkumpanen Tschick, dem verwahrlosten Spätaussiedler, erzählt, und dabei doch all diesen tollen, chaotischen Gefühlen der Adoleszenz Raum gibt.

Ein Abend von eigener Klasse

Weite Straße, großes Abenteuer: Die Bühne (Sandra Schuck) zeigt eine Kreuzung vor einer Videowand, auf der sich Maiks lieblose Eltern (Johanna Wieking, Christopher Wehr) in TV-Soap-Manier in Szene setzen. Ein Pappmodell des Berliner Alexanderplatzes und der elterlichen Villa sind die einzigen, sparsamen Requisiten, sieht man einmal von den aufklappbaren Kulissen ab, welche die Stationen der im geklauten Lada absolvierten juvenilen Horizontabschreitung – vom Weizenfeld bis zur Tagebau-Wüste – illustrieren.

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Den Ausbruch von Maik (mit „Berlina“ Schnauze: Helge Salnikau) und Tschick (hart, aber herzlich: Alexander Ritter) aus dem öden Alltag leuchtet Schmidt als Roadmovie des Erwachsenwerdens aus: Überblendungen, Verschieben der Erzählebenen, Videos, Rollenwechsel sind die Mittel, mit denen sie das Tempo hoch und das Interesse wachhält.

Die Regie sprüht vor Ideen

Die starken Schauspieler kosten die sprühenden Regie-Einfälle voll aus: Es gibt ein Puppenspiel aus dem Bauchladen, eine Tankstellen-Explosion, und immer wieder die Slapstickszene der Autofahrt. Neben Ritter und Salnikau ist die junge Johanna Wieking die Entdeckung des Abends, sie meistert fünf Rollen, wobei sie „Isa“, das Mädchen von der Müllkippe, so rotzig und patent anlegt, dass jeder Junge sofort in sie verknallt sein muss.

Stark auch der Soundtrack, mit angetippten Hits von gestern, vom Star-Wars-Marsch bis zu Cat Stevens: existenziell, tröstlich, groß, wie die gesamte Inszenierung, die fast zwei Stunden läuft, aber dabei so wirksam ist, dass sie sich nie beeilen muss.

Einzig für den „auf Raten“ ausgespielten Schlussteil gibt es leichte Abzüge in der B-Note.