Bochum.

Im Prinz Regent Theater bringt Romy Schmidt Wolfgang Herrndorfs Kultroman „Tschick“ als Roadmovie über den Sommer, in dem man erwachsen wird, auf die Bühne. Premiere am 8. Januar.

Goethes „Werther“, Salingers „Fänger im Roggen“, Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ – auch so könnte eine Reihenfolge von maßgeblichen Entwicklungsromanen der Literaturgeschichte ausschauen. Tatsächlich zählt „Tschick“ aus der Feder des im letzten Jahr viel zu jung verstorbenen Berliner Schriftstellers Wolfgang Herrndorfs heute zu den meistgelesenen und -geschätzten Titeln des Genres. Im Prinz Regent Theater wird die Geschichte um zwei jugendliche Ausreißer jetzt zum Bühnen-Erlebnis.

Landauf, landab gespielt

Und nicht nur dort: Tatsächlich wird die von Robert Koall besorgte Bühnenfassung von Herrndorfs Roman zurzeit landauf, landab auf die Bühne gestellt, so in Oberhausen und Essen. „Der Stoff ist eben in aller Munde“, sagt Regisseurin Romy Schmidt, die sich bei der Vorbereitung auf ihre „Tschick“-Ausdeutung keine der anderen Einrichtungen angesehen hat. „Ich wollte mich von meinen Ideen leiten und nicht ,fremd-inspirieren’ lassen“, sagt die Theatermacherin, die mit ihrer klug-verspielten modernen Inszenierung von Goethes „Iphigenie“ einen Dauerbrenner im Prinz Regent-Spielplan vorweisen kann.

Weite Straße, großes Abenteuer: „Tschick“ spricht ein breites Publikum an, eben weil sich (fast) jeder in dieser Geschichte ums Erwachsenwerden wiederfinden kann. Und weil das Buch die eigene, vielleicht lange verschüttete Fantasie zur Freiheit beflügelt. Erzählt wird von einem Trip durch die ostdeutsche Provinz. Auf die Reise gehen der 14-jährige Maik und sein Klassenkamerad Tschick. Beide Jungen haben nicht viel gemeinsam.

Maik (Helge Salnikau) stammt aus wohlhabendem Haus, aber seine Mutter trinkt und sein Vater hat laufend Affären. Tschick (Alexander Ritter) ist ein russischen Spätaussiedler, der sich von keinem ‘was sagen lässt und auch schon mal betrunken in der Schule auftaucht. Von diesen zwei so unterschiedlichen Charakteren lebt das Buch, und die Inszenierung tut es auch. Zwei Außenseiter finden sich, eine wunderbare Freundschaft entsteht. Aber es geht auch um die erste Liebe, um große Dummheiten und die mitunter so schwere Leichtigkeit des Erwachsenwerdens.

Romy Schmidt schätzt den Stoff des Romans, auch die präzise gezeichneten Charaktere. Sie schätzt die Geschichte aber auch, weil es sich um ein Roadmovie handelt: „Ich liebe Roadmovies“, gesteht die Wahl-Bochumerin, die den Wildwechsel durch Seelen- und Reiselandschaften mit einem aufklappenden Pop-up-Bühnenbild noch akzentuieren wird.

Die Premiere am Mittwoch (8.1.) ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen am 10., 11., 29.1. (jeeils 20 Uhr). Karten (15/erm. 8 Euro) 0234/77 11 17.