Essen. Der amerikanische Fotograf Bob Carey macht Bilder von sich selbst im pinkfarbenen Tutu. Das hat rein gar nichts mit dem Karnevals-Klassiker Herrenballett zu tun, dafür sehr viel mit der Hilfe für an Brustkrebs erkrankte Frauen, mit Kunst - und mit Liebe.

Bob Carey ist nicht die Sorte Mann, bei der man als erstes an leichtbekleidete Selbstporträts denkt. Er ist ein wenig untersetzt, ziemlich behaart, nicht mehr der Allerjüngste. Dass man bei Bob Carey nicht gleich an leichtbekleidete Selbstporträts denkt, hat mit vorgefassten Meinungen zu tun und mit mangelnder Fantasie. Bei beidem kann er helfen: Er fotografiert sich selbst im pinkfarbenen Ballett-Tutu in einem New Yorker Park oder auf einem verschneiten Feld, liegend auf einem Parkplatz oder in Western-Landschaft - und erweitert so den Horizont. Denn das "Tutu Project" ist nicht nur witzig auf eine tiefgründige Art, es hilft krebskranken Frauen - und berührt Millionen Menschen.

Fotos machen - das ist das, was Bob Carey tut, wenn er sich besser fühlen will. Und mit seinen Selbstporträts, in denen er nur einen pinkfarbenen Tutu und seinen Brustteppich trägt, wollte er auch erreichen, dass seine Frau sich besser fühlt. Linda Carey hatte kurz nach dem Umzug des Paares nach New York City vor zehn Jahren die Diagnose Brustkrebs bekommen. Seine Frau habe die Bilder mit zur Behandlung genommen. Dort hätten auch die anderen Frauen sie gesehen - und lachen müssen.

"Dinge leichter nehmen, auch wenn's schwerer ist"

So entstand die Idee, mit dem Projekt Geld zu sammeln für an Brustkrebs leidende Frauen: mit dem Verkauf von Fotos, mit dem Erlös aus dem Buch "Ballerina" und der Gründung einer Stiftung, der Carey Foundation. Die Stiftung hilft Frauen mit Brustkrebs, die Behandlung und Unterstützung zu bekommen, die sie benötigen und lenkt mehr Aufmerksamkeit auf das Thema.

Bob Carey im Röckchen für
Bob Carey im Röckchen für "The Tutu Project". © Bob Carey/RC Photography

Dass das "Tutu Project" in den USA diesen Grad der Bekanntheit erlangt hat, hat nicht nur mit dem berührenden Hintergrund zu tun, dem leisen Witz und den guten Fotos, sondern auch mit dem Internet: Nie zuvor war es so leicht, Dinge zu finden, sie gut zu finden, das zu äußern und andere daran teilhaben zu lassen. Die Geschichte von Bob und Linda Carey, den Bildern mit dem rosa Tutu und der Anteilnahme von Menschen im Netz erzählt jetzt auch ein Spot, mit dem die Telekom Werbung für ihren Zugang zum Internet macht.

"Es geht darum, die Dinge leichter zu nehmen", sagt Bob Carey im Telekom-Film - "auch wenn es mal schwerer ist." Das zu transportieren gelingt dem Mann erstaunlicherweise auch im Ballett-Röckchen. Die Figur in seinen Bildern hat nichts vom Karnevals-Klassiker Herrenballett, sie sieht nicht skurril aus oder absurd, sondern kindlich neugierig, unbeschwert, offen. Demnächst gibt es vielleicht ein paar Bilder von einem Mann im Tutu vor deutscher Kulisse: Im Dezember kommen Bob und Linda Carey nach Deutschland, ein Foto vor dem Brandenburger Tor ist offenbar in Planung.