München. Seit gut einer Woche sorgt der Fall Gurlitts weltweit für Aufsehen. Nun gibt es scheinbar erste Lebenszeichen des Kunstsammlers. Französische Reporter wollen ihn in einem Münchener Einkaufszentrum gesehen haben. Außerdem soll sich der 79-Jährige in einem Brief an das Nachrichtenmagazin “Spiegel“ gewandt haben.

Erstmals seit Bekanntwerden des Münchner Kunstfunds gibt es Lebenszeichen des Kunsthändler-Sohns Cornelius Gurlitt. Der 79-Jährige schrieb einen Brief an das Nachrichtenmagazin "Spiegel", wie das Magazin am Sonntag berichtete.

Zudem berichteten Reporter des "Paris Match", sie hätten Gurlitt in München aufgespürt. Der Zoll sieht derweil keine Chancen, einen großen Teil der gefundenen 1406 Bilder an die ursprünglichen Besitzer zurückzugeben.

Der Fall Gurlitts sorgt seit gut einer Woche für weltweites Aufsehen. Die Staatsanwaltschaft in Augsburg führt ein Verfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Unterschlagung gegen den Sohn des in den 50er Jahren verstorbenen Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt. In diesem Zuge wurden im vergangenen Jahr 1406 Bilder aus der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt beschlagnahmt, wie vergangene Woche bekannt wurde.

Gurlitt soll von französischen Reportern gesehen worden sein

Während die Augsburger Ermittler seit längerem keinen Kontakt zu dem Beschuldigten haben, schrieb dieser nun in seiner ersten öffentlichen Reaktion auf den Fall einen Brief an den "Spiegel". Darin bittet er das Magazin, den Namen Gurlitt "nicht mehr in Ihrem Blatt erscheinen zu lasen", berichtete der "Spiegel" in seiner Onlineausgabe. Gurlitt gehe es offenbar darum, dass sein Vater nicht in Zusammenhang mit dem Nazi-Regime gebracht werde.

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Zugleich gibt es erste Berichte davon, dass Gurlitt in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Die französische Zeitung "Paris Match" zeigte in ihrer Onlineausgabe ein Foto eines älteren, weißhaarigen Mannes beim Einkaufen. Dem Bericht zufolge ist dies Gurlitt. Von Reportern der Zeitung angesprochen habe er nur gesagt, Beifall von der falschen Seite sei das Schlimmste, was passieren könne. Es blieb aber unklar, was er damit gemeint haben könnte. Auch die "Bild am Sonntag" schrieb, dass der mit Hauptwohnsitz in Österreich gemeldete Gurlitt in München gesehen worden sei.

Der "Focus" zitierte derweil am Wochenende einen Bericht des Zollkriminalamts in Köln, wonach 315 der 1406 gefundenen Bilder im Nationalsozialismus zur sogenannten entarteten Kunst zählten. Diese könnten wohl nicht ihren alten Besitzern zurückgegeben werden. Grund sei, dass die Bilder nicht direkt von ihren ursprünglichen Besitzern an Gurlitt gegangen seien, sondern zwischenzeitlich Museen gehört hätten.

Kunsthistorikerin kritisiert langes Schweigen der Ermittler

In dem vierseitigen Papier an das Bundesfinanzministerium heiße es, da diese Bilder "ausschließlich aus staatlichen und städtischen Museen bzw. Landesmuseen stammen", seien "Rückgabe/Restitutionsansprüche der ehemaligen Eigentümer nicht durchsetzbar". Der Zoll zweifelt dem Bericht zufolge, ob es wegen des gegen Gurlitt erhobenen Hauptvorwurfs der Einfuhrumsatzsteuer überhaupt zu einer Anklage komme.

Die mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Falls beauftragte Berliner Kunsthistorikerin Meike Hoffmann kritisierte unterdessen im "Focus" das lange Schweigen der Ermittler zu dem Fund. Viel zu lange sei in diesem "hoch komplexen Fall" geschwiegen worden. Ihr vorläufiges Gutachten liege der Staatsanwaltschaft vor. Würde nun nicht endlich gehandelt, drohe alles in einem "Desaster" zu enden, zitierte der "Focus" Hoffmann. (afp)