Düsseldorf. . Das NRW Forum Wirtschaft und Kultur, dessen künftiges Schicksal unklar ist, läuft noch einmal zu Hochform auf - „A-Z“, ist eine Art Abschiedsausstellung mit Foto-Stars wie Cindy Sherman, Robert Mapplethorpe, Wolfgang Tillmans, Anton Corbijn und William Eggleston.

Nie hat sich die Fotografie so radikal verändert wie in den letzten 15 Jahren. Die Digitalisierung ließ den Strom der minütlich fotografierten Bilder unermesslich werden; das einzelne Foto verschwindet bis zur Bedeutungslosigkeit, nicht nur im globalen Bildersturm, sondern auch in den persönlichen Archiven, die ständig wachsen und immer weniger handhabbar werden. Gleichzeitig aber hat sich in diesen anderthalb Jahrzehnten die Kunstfotografie etabliert wie nie: Werke von Bildermagiern wie Andreas Gursky oder Richard Prince erzielen Millionensummen. Beide brauchen weder eine Akademie-Professur noch Werbe-Aufträge.

Dabei entstehen zwischen Kommerz und Kunst nicht selten die interessantesten Aufnahmen. Weil die Mode nichts so sehr hasst wie das Gewohnte, geht ihre Fotografie, nicht anders als die Kunst, unablässig an die Grenzen. Kein Ort hat den Reiz dieser Gratwanderungen in den letzten 15 Jahren so gekonnt hervorgekitzelt wie das NRW Forum für Wirtschaft und Kultur auf dem Düsseldorfer Ehrenhof-Gelände.

Helden von Cobain bis Zappa

Schon die erste Ausstellung 1998 mit dem stillen Star der Star-Fotografen Peter Lindbergh stieß auf Skepsis: Modefotografie? Im Museum?

Zu sehen war dann, dass Lindberghs Schwarz-Weiß-Aufnahmen die Klamotten oft im Schatten ließen, kaum zu erkennen vor lauter grobem Korn – und nebensächlich bei all den herbschönen Gesichtern der „Supermodels“ Linda Evangelista, Nadja Auermann, Cindy Crawford, Tatjana Patitz oder Milla Jovovich, deren Schultern, Hüften, Beine noch mehr ablenkten.

Das NRW Forum zeigte Helden des Auslösers wie Helmut Newton, Anton Corbijn, Herb Ritts, Elliot Erwitt, Albert Watson oder Robert Mapplethorpe, aber eben auch Augenöffnendes wie „Tatorte“ oder „Radical Advertising“ über extreme Werbestrategien, Widerborstiges vom fotografierenden Model Bettina Rheims oder vom großen Kriegsreporter Robert Capa und auch die Afghanistan-Veteranen des Rockstars Bryan Adams.

"Cowboys" von Richard Price, Helden von Anton Corbijn

Auch interessant

Und nun „A-Z“, eine Blütenlese all dessen, was man ausgestellt hat oder nicht ausstellen konnte: Die Bilderbuch-„Cowboys“ von Richard Prince ebenso wie die abstrakten, zauberzarten Farbschlieren von Wolfgang Tillmans oder Anton Corbijns Heldengalerie von Marley bis Zappa. In der Abteilung Zwinkern darf Guy Bourdin Schuhkartons erotisch herunterpurzeln lassen, während David LaChapelle Warhols Siebdrucke veräppelt.

In einem Kabinett ist zudem traumschönes Schwarzweiß-Gemüse des Pioniers Charles Jones (1866-1959) zu entdecken. Was beglückt und schmerzt zugleich, weil fraglich ist, ob es in Zukunft in diesem Museum noch etwas zu entdecken geben wird. Petra Wenzel und Werner Lippert, die es 15 Jahre mit großem Erfolg betrieben haben, wollen sich zum Jahresende zurückziehen, zumal die NRW-Landesregierung ihren jährlichen Zuschuss von 750.000 Euro streicht. Es droht eine schmerzhafte Lücke.