Düsseldorf. . Mit Museen und Bibliotheken wurde sie weltberühmt: Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast zeigt Fotografien von Candida Höfer aus vier Jahrzehnten. Von der frühen Serie „Türken in Deutschland“ bis zu neueren, immer lichter werdenden Augentäuscher-Bildern aus dem Düsseldorfer Stahlhof.
Für ihre marmorzarten Bilder vom Weimar der Klassiker ist Candida Höfer in aller Welt berühmt, für ihre Monumentalbilder von berückend schönen, aber fast immer menschenleeren Bibliotheken, Museen und Theatern nicht minder. Einen internationalen Namen aber hat Candida Höfer nicht zuletzt als jene Schülerin der legendären Becher-Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie, die vielleicht am vehementesten das umsetzt, was das Wort Fotografie dem Ursprung nach bedeutet: mit Licht schreiben.
Dass Candida Höfer die Tochter des nicht minder legendären Fernsehjournalisten Werner Höfer ist, hat sie stets zu verschweigen versucht. Zu recht. Sie war schon früh mehr als „Tochter von“, hatte schon zwei exzellente Fotografenausbildungen hinter sich, als sie 1973 an die Düsseldorfer Akademie kam, wo sie eigentlich Film studieren wollte, am Ende aber doch bei Bernd und Hilla Becher landete..
Ehrentitel „Raumpflegerin“
Candida Höfer bringt Innenräume, auf die sie sich lange Zeit fast ausschließlich konzentriert hat, zum Leuchten. Darin liegt eine ganz eigene Magie. Denn sie verwendet in ihren Bildern kein anderes (natürliches oder künstliches) Licht als jenes, das in den Räumen immer schon da ist. Früher arbeitete sie mit extrem lichtempfindlichen Filmen, heute mit einer entsprechenden Digitaleinstellung – und mit Belichtungszeiten, die zuweilen eine ganze Stunde erreichen.
Im fast schon bösartigen Titel „Raumpflegerin“, der ihr seit Jahren nachhängt, schwingt immerhin die Bewunderung dafür mit, dass nur wenige Fotografen Räume so gut in Szene setzen können wie Candida Höfer. Aber sie darauf zu reduzieren wäre ein Fehler: Eine Ausstellung im Düsseldorfer Museum Kunstpalast führt die Fotokünstlerin jetzt anhand von 70 Werken aus vier Schaffensjahrzehnten in ihrer ganzen Vielfalt vor, von der frühen Schwarzweiß-Serie „Türken in Deutschland“ aus den 70er-Jahren bis zu den
jüngsten, geradezu anmutigen Augenspektakel-Bildern aus dem Inneren des Düsseldorfer „Dreischeibenhauses“, der früheren Thyssen- und dann auch Thyssen-Krupp-Konzernzentrale. Und ganz frischen Bildern aus dem „Neuen Stahlhof“, einst gleichfalls ein Hauptquartier der Montanindustrie, die sogar schwindelig machen, weil man beim Betrachten unwillkürlich Halt sucht und eine Weile braucht, um zu erraten, von welchem Punkt aus man nun auf das Treppenhaus dieses Gebäudes schaut.
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Kurzfilm „Da Forno“
Alle Fotos dieser Ausstellung sind in Düsseldorf entstanden, „sie könnten aber auch aus jeder anderen Stadt stammen“, sagt die Kölnerin. Der Rubenssaal des Museums Kunstpalast mit seinen grasgrünen Wänden? Eine Kunstwucht voller Erhabenheit, wie sie in der Tat von Prado bis Louvre möglich wäre. Die Räume von Schloss Benrath? Eine Barockwelt reinsten Stucks, wie sie in Bayern, Italien oder Spanien zu finden ist.
In Düsseldorf gibt es allerdings auch Loops von Candida Höfer zu sehen, kleine Bildserien auf digitalen Bildschirmen, von einem Roxy-Music-Konzert etwa. Zu sehen ist außerdem der Kurzfilm, der erst bei der Vorbereitung zu dieser Ausstellung wiederentdeckt wurde: „Da Forno“, benannt nach der gleichnamigen Eisdiele: ein cineastisch aufbereitetes Espressotrinken, Zwinkern inklusive. Das hat Candida Höfer erst mit ihren neuen Augenverwirrbildern wiedergefunden.