Essen. Gelsenkirchen von unten, Kamp-Lintfort von oben, Tänzer in der Zeche Ewald in Herten, Schauspieler in der Henrichshütte in Hattingen und noch so viel mehr: Rund 200.000 Besucher erwarteten die Veranstalter zur Nacht der Industriekultur an 50 Spielorten - am 6. Juli schieben 2000 Künstler wieder “Extraschicht“ im Ruhrgebiet.
Einmal die Tiefen der Gelsenkirchener Unterwelt durchschreiten, einmal die Höhen des Bergwerks West in Kamp-Lintfort erklimmen: Dazu haben Besucher der "Extraschicht" am 6. Juli Gelegenheit. Die Nacht der Industriekultur im Ruhrgebiet lockt jährlich rund 200.000 Gäste an. In diesem Jahr rückt das Festival die jungen Kreativen in den Mittelpunkt des Programms.
An 50 Spielorten sind mehr als 2000 Künstler zu Gast. Sie werden die Industriedenkmäler bespielen - dort, wo einst die Arbeiter malochten, wird nun im bereits 13. Jahr Theater, Tanz und Musik geboten. "Wir haben jungen Künstlern eine Menge Platz eingeräumt", sagt Heike Drewes von der Ruhr Tourismus GmbH, die die "Extraschicht" organisiert.
Feuerwerk über der Zeche Ewald, Waghalsiges in Duisburg
So vollführen Parcours-Läufer ihre waghalsigen Klettertouren und Sprünge im Innenhof des Museums für Deutsche Binnenschifffahrt in Duisburg; die ehemalige Zeche Ewald in Herten nutzen über 200 Tänzer als Bühne. Auf dem Höhepunkt ihrer Darbietung wollen sie "einen imaginären Tanz mit dem Feuerwerk" vollführen, verspricht das Tanznetzwerk "Up To Dance".
Die Künstler bemächtigen sich in dieser Nacht der wirkungsvollen Kulisse der Industriedenkmäler. Das Theater Dortmund funktioniert die ehemalige Henrichshütte in Hattingen zum Schauplatz der Industrial-Punk-Performance "Metalloid" um. "Wir wollten unbedingt in die Abstichhalle des Hochofens", sagt Dramaturg Alexander Kerlin. Die Zuschauer erwarte Lyrik aus der deutschen Romantik - und viel Metall.
Aktionen im "Dortmunder U" und in der Zeche Carl in Essen
Neu unter den Veranstaltungsorten der "Extraschicht" sind unter anderen das erst vor Kurzem stillgelegte Bergwerk West in Kamp-Lintfort und der noch nicht in Betrieb gegangene Abwasserkanal an der Emscher in Gelsenkirchen. In Kamp-Lintfort bieten sich Besuchern Führungen auf den Förderturm und durch einen Lehrstollen. Der in 25 Metern Tiefe gelegene Abwasserkanal, das Herzstück des Emscher-Umbaus, wird zum ersten Mal überhaupt zu begehen sein - und zwar auf 350 Metern in Szene gesetzt durch Lichtinstallationen und Soundcollagen.
Weitere Spielorte sind beispielsweise das Kreativzentrum "Dortmunder U", die Zeche Carl in Essen und der Botanische Garten der Ruhr-Universität Bochum. Insgesamt 26 eigens eingerichtete Busshuttle-Linien verbinden alle Orte miteinander - zum Teil werden die Fahrgäste sogar auf den Fahrten mit Poetry Slam oder klassischer Musik unterhalten. Eine Handy-App soll Besucher auf dem Laufenden halten - auch hinsichtlich der Besucherströme an den einzelnen Orten. Denn: Auch bei dieser "Extraschicht" könnte es hier und da wieder voll werden. (dpa)
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