Bochum. . Eine alte Geschichte, auf den ersten Blick Märchen nah am Kitsch. Aber eine frische Begegnung mit der „schönen Magelone“ von Tieck/Brahms macht im Bochumer Prinz Regent Theater Blick und Ohr frei für eine schöne Kunst-Begegnung.

„Es ist eine Uraufführung“, sagt Intendantin Sibylle Broll-Pape. Denn so, wie Johannes Brahms’ „Die schöne Magelone“ im Prinz-Regent-Theater auf die Bühne gebracht wird, war der Liederzyklus noch nicht zu erleben. Die szenische Einrichtung der „Magelone“ ist bereits die siebte Kooperation mit den Bochumer Symphonikern – und wieder der Saisonhöhepunkt im PRT.

Die aus dem 16. Jahrhundert stammende Geschichte vom Grafensohn Peter, der Magelone zur Frau gewinnt und dafür allen Gefahren trotzt , wurde 1797 von Ludwig Tieck in Prosa gefasst. Die 15 Lieder des Grafen Peter, die Tieck den Kapiteln voranstellte, vertonte Brahms 1869. Martin Walser hat dazu Zwischentexte geschrieben, die die einzelnen Lieder auf heitere Weise verbinden und durch die Geschichte führen. Zeitlos tröstlich ist das Motto des Werks „Treue Liebe dauert lange“, und natürlich gibt es am Ende ein glückliches Wiedersehen zwischen dem Grafen und der Schönen.

Liebenswert-komische Figurenzeichnung

Genau genommen ist diese märchenhaft-versponnene Geschichte so was von kitschig; nur eine gebotene Brechung qualifiziert sie wohl für eine Aufführung. Das aber gelingt Broll-Pape: Ihr surreal-romantischer Regieansatz lebt von einer Unmenge an Details und von der liebenswert-komischen Zeichnung der Figuren.

Graf Peter wird von Peter Schöne gesungen, Schauspieler Stephan Ullrich fungiert als Erzähler; wobei beide Herren, sichtbar munter gestimmt, zwischenzeitlich in geradezu sketchartigen Szenen agieren dürfen. Die Einrichtung ist schlüssig und unterläuft mit feiner Ironie das Problem des Altbackenen.

Musikalisch ist das heiter und tiefgründig zugleich

Auch musikalisch ist das ein schöner Abend, heiter und tiefgründig zugleich. Ein Kammerorchester der Bochumer Symphoniker (Leitung: Harry Curtis) musiziert präzise und luftig und gibt dem romantisierenden Brahms-Sound einen zeitgemäßen Touch. Und Schöne ist ein kultivierter Bariton, der mit seiner Stimme nicht nur den kleinen Theaterraum, sondern auch die Gefühle des Publikums schwingen lässt.