Essen. . Endlich! Gottes Sohn hat ja schon seit langem ein Musical, da wurde es Zeit, dass jemand Gottvater dergleichen auf den Astralleib schneiderte. Thomas Gsella hat es getan. Die Welturaufführung der „Erschaffung der Welt“ begeisterte.

Wobei: die Schöpfung hat ihre Schwächen. Gott beispielsweise sieht sich damit konfrontiert, dass seine Schöpfung glaubt, ohne ihn entstanden zu sein. Kann er die mit einem kräftigen „Dschihad!“ ausgeniesten Aminosäuren noch lässig beiseite wischen, so geht ihm Gegenspieler Darwin im Laufe der Evolution und des Abends doch mächtig auf den gar nicht so heiligen Geist.

Kleingartenanlage Eden

Die Evolution jedenfalls entlässt ihre Kinder: Adam und Eva turteln, bis der Apfelbiss sie aus dem Paradies in die pedantisch geführte Kleingartenanlage Eden verbannt. Womit wir fast im Hier und Jetzt sind und konstatieren: die ulkige Nummernrevue macht vor allem da Spaß, wo Thomas Gsella den Wortwitz schillern lässt. Das ist er seiner Vita als Titanic-Autor schuldig. Mit manchem Einfall verneigt er sich vor SF-Autor Douglas Adams, der in den 80ern das Ende des Universums pointenreich besang. Gsella hingegen setzt alles auf Anfang.

Er hat einen humorvollen Gott geschaffen, der der Philosophie näher steht als der Blasphemie und dem man etwas mehr stimmliche Präsenz wünschen würde. Damit er seinem Widersacher Darwin das Wasser reichen kann. Die Musik (Leitung und Komposition Stephan Kanyar) des Musicals dreht vor allem im zweiten Schöpfungsakt auf. Im Ohr festhaken wollen sich beim ersten Hören nur wenige Songs wie das schmissige „Viva la Evolucion“.

Die ewigen Kakerlaken tanzen ihr Duett

Klasse sind Bühnenbilder und Kostüme: Da bekommen Raum und Zeit als Schwarzlichttheater eine große Bühne, da stürzt am Ende die Erde auf die Erde. Zwischendurch fliegen hässliche Engelchen am Firmament, wildert ein gefräßiger T-Rex und die Erdbeere personifiziert als wahre Passionsfrucht fleischliche Gelüste, ehe die wahre Krone der Schöpfung, die ewigen Kakerlaken ihr Duett tanzen. Das ist viel Augentheater, in dem manche sprachliche Pointe untergehen kann.

So flucht Gott den Menschen bei der Vertreibung aus dem Paradies hinterher: „Ab heute macht Schokolade dick, das Benzin wird immer teurer und Kino kostet Eintritt.“ Nun, letzteres gilt auch fürs Theater, ist’s aber in diesem Falle wert.

Termine: 21., 31. Dezember.; 6., 16, 20., 24. Januar im Essener Theater. Karten: 0201 / 8122-200