Essen. Das Grillo-Theater hat ein Musical über „Die Erschaffung der Welt“ in Auftrag gegeben. Der Satiriker Thomas Gsella hat die Texte geschrieben – für Adam und Eva, tanzende Aminosäuren und Kakerlaken.

Am Anfang war – ein ehrgeiziges Vorhaben. Nichts weniger als „Die Erschaffung der Welt“ soll am 15. Dezember im Grillo-Theater als Musical über die Bühne gehen. Die ultimative Schöpfungs-Geschichte in zweimal 60 Minuten als Auftragswerk . Mit coolen Songs und tanzenden Aminosäuren, mit Sonne, Mond und Sternchen, mit Evolutionstheorie und der spottlustigen Lyrik des langjährigen „Titanic“-Chefs und Robert Gernhardt-Preisträgers Thomas Gsella. Der hat als gebürtiger Essener ein echtes Heimspiel. Ihm zur Seite stehen der Bochumer Komponist Stephan Kanyar und die Schauspielerin und Autorin Maren Scheel, die das Buch geschrieben hat. Martina Schürmann sprach mit ihnen über Gott und die Welt, die Gesangskunst der Neandertaler und andere allerletzte Fragen.

Allmählich wird es mal Zeit, dass uns mal jemand die Sache mit der Schöpfung abschließend erklärt.

Thomas Gsella: Es gibt da ja den alten Streit. Halten wir’s nun mit Gott oder Darwin? Wurde die Welt erschaffen oder hat sie sich aus Materie entwickelt? Der Abend hat auf all diese großen Fragen Antworten, lustig und erschöpfend. Aber Genaues können wir vor der Premiere natürlich nicht verraten.

Und der liebe Gott kommt auch drin vor.

Maren Scheel: Wir bemühen uns sogar, ihn besonders liebenswert zu zeigen. Und auch Darwin hat großes Potenzial. Bei uns dürfen die beiden endlich mal in Frieden nebeneinander existieren. Wir gehen überhaupt sehr kreativ mit der Bibel um.

Gott und Gsella, das klingt per se nach einer komischen Kombination.

Gsella: Ich bin schon gläubig, weil ich glaube, dass es keinen Gott gibt. Und weil ich Glauben an sich schön finde. Deshalb kommen auch alle Theorien zu ihrem Recht. Das Stück findet das komische Potenzial in dieser Welt, ob sie nun erschaffen wurde oder entstanden ist.

Und was war dabei am Anfang: Die Musik oder das Wort?

Kanyar: Die Idee. Ich mag es gerne, wenn es erst mal einen Textentwurf gibt. Und dann war es viel Pingpong zwischen Essen und Augsburg. Ein dynamischer Prozess über fast anderthalb Jahre.

Gsella: Ich war schon überrascht, wie viele Mails es braucht, bis so’n Stück steht, bestimmt über tausend.

Und wie klingt nun die Schöpfung anno 2012?

Kanyar: Musikalisch ist das ein sehr bunter Abend. Denn wenn man ein extrem breit gefächertes Thema hat wie die Erschaffung der Welt hat, stellen sich natürlich Fragen: Wie singt ein Neandertaler? Gott beispielsweise ist sehr funky, aber auch mal sehr reggae. Dann gibt es Heavy-Metal, Pop-Balladen und auch eine Volksmusiknummer. Und die Aminosäuren haben eine große Nummer mit dem Bewusstsein, Quelle des Lebens zu sein

Und wie sind Sie dabei auf Thomas Gsella als Musical-Librettisten gekommen?

Kanyar: Ich bin wie viele seit langem Gsella-Fan. Irgendwann habe ich einfach beschlossen, über den Verlag den persönlichen Kontakt zu suchen. Als ich Gsella dann in Augsburg besucht habe, hat er einfach seine Tochter gefragt: ,Emilia, soll der Papa ein Musical schreiben?’

Die Antwort kennen wir inzwischen.

Gsella: Ja, Emilia ist ganz froh, dass es jetzt in Essen aufgeführt wird. Und ich auch. Ich bin ja Essener, hab 40 Jahre hier gelebt, deshalb konnte ich auch ganz viele alte Kumpel zur Premiere einladen.

Und der Biologielehrer wird am Ende verstört das Theater verlassen?

Scheel: Der schlägt zwar ein paar Mal mit der Stirn gegen die Wand, aber das wird der Religionslehrer genauso tun. Aber trotzdem ist das Ganze kein amüsanter Humbug. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.