Recklinghausen. Das Recklinghäuser Umspannwerk elektrisiert eine ganze Region und wird zur spannungsgeladenen Drehscheibe. Das Museum „Strom und Leben” im Umspannwerk an der Uferstraße verwandelt sich im nächsten Jahr in eine der wichtigen Drehscheiben für das Kulturhauptstadtjahr 2010.

An den Schalthebeln der Macht: So sah es im Jahre 1963 in der Leitwarte der Bergbau-Elektrizitäts-Verbundgemeinschaft in Essen aus. (Foto: Umspannwerk)
An den Schalthebeln der Macht: So sah es im Jahre 1963 in der Leitwarte der Bergbau-Elektrizitäts-Verbundgemeinschaft in Essen aus. (Foto: Umspannwerk) © RWE

Der Pott kocht und Recklinghausen liefert die nötige Energie dazu. Das Museum „Strom und Leben” im Umspannwerk an der Uferstraße verwandelt sich im nächsten Jahr in eine der wichtigen Drehscheiben für das Kulturhauptstadtjahr 2010. Denn hier werden die Menschen erfahren, wie „Elektrisierend” diese Region tatsächlich ist und wie sehr das „Revier unter Strom” steht.

Gleich zwei große, historische Ausstellungen dokumentieren im Strommuseum die Elektrifizierung des Ruhrgebiets. Dass sich der Fokus ausgerechnet auf Recklinghausen richtet, hat einen Grund. Oliver Scheytt, Geschäftsführer von Ruhr 2010, gestern bei der Vorstellung der Projekte: „Es gibt rund 6000 Museen in Deutschland, aber dieses hier ist einmalig.” Kunst und Kultur seien gerade in dieser Region unerschöpfliche Energiequellen: „Wir wollen sichtbar machen, wie diese Quellen funktionieren.” In Recklinghausen zum Beispiel.

So wird hier 2010 mit Hilfe von Kunst und Kultur gezeigt, wie energiegeladen die Region ist. Und das ist garantiert „Elektrisierend”. Unter diesem Titel wird im RWE-Museum an der Uferstraße 2-4, gleich an der Stadtgrenze zu Herne, vom 14. März bis zum 5. September die Werbung für den Strom von 1890 bis 2010 dokumentiert.

Kulturhistorische Trends

Recklinghausen und Herne stemmen gemeinsame 2010-Projekte

Recklinghausen. Das Umspannwerk setzt die Kulturhaupstadt unter Strom. Recklinghausen aber ist an noch weiteren 2010-Projekten beteiligt, die die Menschen an Emscherufer und Kanalwasser locken werden.

Das gibt es zum Beispiel den Stadthafen gleich am Fuße des Museums. Hier werden sich im Sommer Studenten der Kunstakademie Münster zu einem „Basiscamp” treffen und Kunst vor Ort und mit der Region gestalten. Geleitet wird das Camp von den Kunstprofessoren Maik und Dirk Löbbert.

Und da gibt es die Emscherinsel, die Fluss und Rhein-Herne-Kanal trennt und die eigentlich schon zur Stadt Herne gehört. Deren Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff betonte gestern in Recklinghausen: „Eine jahrelange Konkurrenz zwischen beiden Städten endet jetzt mit den gemeinsamen Kulturprojekten.” Man habe zusammen ein künstlerisches Leitsystem entwickelt. Die Aktion „KunstKanal”, an der zehn Städte beteiligt sind, wird Ende März 2010 im Recklinghäuser Stadthafen eröffnet.

Auf der Emscherinsel zwischen Recklinghausen und Herne wird die Frankfurter Künstlerin Silke Wagner den Faulturm der ehemaligen Kläranlage mit einem monumentalen „Glückauf”-Mosaik überziehen. Das Bild wird die Geschichte des Reviers dokumentieren. Im Faulturm selbst soll der Film „Schlagende Wetter” des Münchener Duos Marc Weis und Martin de Mattia laufen. eli

Ob alte Plakate, Prospekte, Postkarten oder Filme – der Fundus an pfiffigen Verkaufsideen für das unsichtbare Produkt Strom war zu allen Zeiten riesig. Erzählen wird das Kulturhauptstadt-Projekt vor allem die Geschichte hinter der Werbung. Sie zeigt den Weg von einem frühen Luxusgut hin zu einem unverzichtbaren Massenprodukt.

Die unterschiedlichen Werbebotschaften, mal aufwändig, mal minimalistisch an den Kunden gebracht, mal mit niedlich-naiver, mal mit kämpferischer Botschaft, spiegeln kulturhistorische Trends wider, gesellschaftliche Wertevorstellungen und Alltagsstrukturen. Die meisten Exponate stammen aus dem Eigenbesitz des Umspannwerks.

Die erste Trafostation

Mit dieser Schau hat das Industriemuseum sein Pulver aber noch nicht verschossen. Ab 3. Oktober 2010 (bis 30. Januar 2011) zeigt das Haus, wie sehr das „Revier unter Strom” steht. Dafür öffnet das RWE nicht nur sein eigenes Fotoarchiv. Über 200 bisher unveröffentlichte Fotografien aus Archiven und Museen der gesamten Region warten dann auf die Besucher, zeigen zum Beispiel die erste Trafostation am Essener Stadtgarten 1902, oder eine Dame, die stolz vor ihrem Elektroherd hockt.

Die Bilder berichten über den Prozess, wie der Strom seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ins Ruhrgebiet kam und wie die Erzeugung und Nutzung der Elektrizität in Industrie, Gewerbe und Haushalten die Region prägte.

Eine weitere wichtige Rolle im großen Konzert der Kulturhauptstadt-Aktivitäten wird auch der Erweiterungsbau des Strommuseums spielen. Hier wird ein Raum über „Elektrische Fahrzeuge” informieren und ein weiterer der modernen Kunst zur Verfügung stehen.