Essen. „Der Gefangene des Himmels“ schreibt die Bücherbuch-Serie des spanischen Bestsellerautors Carlos Ruiz Zafón fort. Es beginnt in der Weihnachtszeit 1957 und bringt wieder Bücher, die umgeschrieben werden, und andere, die das Leben der Menschen zu schreiben scheinen.
Carlos Ruiz Zafóns „Schatten des Windes“ war ein berauschender Bestseller, der Elke Heidenreichs „Lesen!“-Befehl gar nicht nötig, aber verdient hatte. Das ist fast zehn Jahre her, und seitdem sucht der gelernte Werbetexter und Jugendbuchautor Zafón, nach Hollywood-Manier den Windschatten seines Erfolges. Der geschichtspralle Bücherkrimi in den anheimelnden Kulissen von Barcelona wird zum Vierteiler.
2008 erschien „Das Spiel des Engels“, eine verkrampft auf die Magie des Zufalls und den Friedhof der verlorenen Bücher setzende Vorläufer-Geschichte; heute nun kommt mit dem „Gefangenen des Himmels“ die dritte Folge heraus, die irgendwie auch die zweite ist.
Altbekannt und frisch verheiratet
1957 – die Buchhandlung des altvertrauten, frischverheirateten Daniel Sempere geht schlecht. Da kauft ein Mann das teuerste Buch des Ladens, und damit gerät eine Geschichte ins Rollen, die kurz nach dem spanischen Bürgerkrieg einsetzt, in Francos Gefängnissen mündet und eine Wiedersehen mit David Martín bringt, dem Helden aus dem „Spiel des Engels“. Er kommt den anderen Gefangenen so spinnert vor, dass sie ihn „Gefangener des Himmels“ nennen.
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Wieder werden Bücher umgeschrieben, wieder scheinen Bücher das Leben vorwegzunehmen. Ohne die Kenntnis der beiden Vorläuferbände wird man sich in den Erzählsträngen verlieren, Zafón-Fans aber müssten sich in ihrem Element fühlen. Freilich bietet sich ihnen weniger historisches Kolorit denn je, Zafóns öfters ins Flapsige kippender Tonfall und die (prägnant ins Deutsche übersetzte) Wortwahl wirken sehr heutig. Ein gekonnter Schluss ohne Auflösung aber dürfte dafür sorgen, dass sich auch der vierte Band gut verkaufen wird.
- Carlos Ruiz Zafón: Der Gefangene des Himmels. S. Fischer Verlag, 403 S., 22,95 €.