Bayreuth. . Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele, ist für eine rückhaltlose Aufarbeitung der Geschichte der Bayreuther Festspiele. Doch ausgerechnet der Nachlass von Winifred Wagner, die Hitler sehr verbunden war, ist unter Verschluss. Schuld sei die Verwandtschaft, sagt Katharina Wagner.

Die Bayreuther Festspielchefin Katharina Wagner sieht sich bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Wagner-Clans erheblichen Widerständen ausgesetzt. Es gebe vier Stämme in der Familie, die dafür nicht „zugänglich“ seien, sagte die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner jetzt in Bayreuth.

Sie reagierte damit auf einen Vorstoß von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der eine umfassende Erforschung der Familiengeschichte gefordert hatte. Wagner betonte, ihre Familie stehe in der „Verantwortung“, die NS-Vergangenheit lückenlos aufzuklären. Wagner sie sei „ganz und gar“ Neumanns Meinung.

Vater Wolfgangs Archiv ist längst übergeben

Die 34-jährige Festspielchefin betonte, sie und ihr Familienzweig hätten alles zur Verfügung stehende Material „ungesichtet an einen Historiker übergeben“. Das betreffe vor allem das Archiv ihres verstorbenen Vaters Wolfgang Wagner, der jahrzehntelang Leiter der berühmten Opernfestspiele war. Katharina Wagner sieht das Problem in der Verwandtschaft, in der offenbar nicht jeder gleich stark an der Aufarbeitung der Geschichte interessiert ist.

Teilweise gehören historische Unterlagen allen vier heutigen „Wagner-Stämmen“, was die Weitergabe kompliziert mache. Darauf habe sie keinen Einfluss.

„Ominöser weißer Schrank“

Einen besonders schwierigen Fall stelle in diesem Zusammenhang Ameli Hohmann dar, die Tochter von Wolfgang Wagners Schwester Verena Lafferentz. „Dort soll es einen ominösen ‘weißen Schrank’ geben, angeblich mit dem Nachlass von Verenas Mutter Winifred Wagner. Er gehört allen vier Stämmen, aber was drin ist, wissen wir bis heute nicht“, sagte Katharina Wagner. Sie hätten Hohmann mehrmals angeschrieben, um Einblick zu erhalten – allerdings ohne Erfolg.

Winifred Wagner (1897-1980) gilt bei der Aufarbeit besondere Beachtung. Sie leitete die Festspiele als Witwe von Richard Wagners Sohn Siegfried bis 1944 und galt als enge Vertraute Adolf Hitlers. Bis ins Alter äußerte sie Sympathie für den Diktator, worauf sie in Bayreuth Festspielverbot bekam.