Bayreuth.

Im Bayreuther Festspielhaus hat man nicht nur Spaß, wenn man auf die Bühne guckt. Das Publikum sorgt auf dem Grünen Hügel ebenfalls für mitunter reichlich schräge Unterhaltung. Zum Beispiel die junge Dame neben mir. Die erreicht, laute Selbstgespräche führend, ihren Platz in Reihe 20 Mitte. Dann macht sie es sich gemütlich, indem sich sich zweieinviertel Stunden lang die Ohren zuhält, mit den Füßen laut den Takt trampelt und ab und zu mitsingt.

Zur Stärkung trinkt sie gelegentlich aus der Wasserflasche, welche sie in ihrer Handtasche bevorratet. Was soll man machen? So eng gedrängt, wie man im Festspielhaus sitzt, ist man den Zufalls-Nachbarn schließlich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ich beschließe entnervt, so zu tun, als wäre die Dame gar nicht da. Ein kurzes sphinxen zu ihrem Nebenmann verrät mir, dass der es höchst kultiviert ebenfalls so hält. Dann sind wir fertig, und die Nachbarin wird wach.

Sie ruft den Sängern ihre Bravos zu. Als der Regisseur vor den Vorhang tritt, kreischt sie so entfesselt „Buh“, als hätte sie sich illegale Substanzen zugeführt – vermutlich war was im Wasser. Irritiert nimmt die Dame zur Kenntnis, dass rechts und links, vor ihr und hinter ihr, die Buh-Meinung nicht geteilt wird. Wagnerianer haben's auch nicht leicht.