Bayreuth. . Die Sänger und der Dirigent der Neuinszenierung von Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ sind zur Eröffnung der 101. Bayreuther Festspiele am Mittwochabend stürmisch gefeiert worden. Mit vehementen Buhrufen sah sich dagegen Regisseur Jan Philipp Gloger für seine brave Inszenierung konfrontiert.

Mit stürmischem Applaus ist am Mittwochabend die Neuinszenierung des „Fliegenden Holländers“ zur Eröffnung der 101. Bayreuther Festspiele gefeiert worden. In Applaus baden konnten vor allem die Sänger, der Chor unter der Leitung von Eberhard Friedrich und Dirigent Christian Thielemann. Mit vehementen Buhrufen sah sich dagegen der junge Schauspielregisseur Jan Philipp Gloger für eine durchweg brave und konventionelle Inszenierung konfrontiert. Besonders dankbare Huldigungen des Publikums erhielt der Südkoreaner Samuel Youn in der Rolle des Holländers. Er war erst vor drei Tagen als Ersatz für den nach einem Eklat abgereisten russischen Bassbariton Evgeny Nikitin eingesprungen. Youn kniete vor dem Publikum nieder und verbeugte sich für die Ovationen.

Die beiden Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier, Urenkelinnen des Komponisten hatten zuvor wieder viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur begrüßt,. Schon Stammgast der berühmten Opernfestspiele ist Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die dieses Jahr im bodenlangen petrolfarbenen Abendkleid und gemäßigtem Dekoltee erschien, mit Ehemann Joachim Sauer. Beide fuhren ganz unkonventionell in einem VW-Bully vor, während viele ihrer Minister in großen Staatskarossen bayerischer und baden-württembergischer Herkunft anrollten.

Politiker zuhauf auf dem Roten Teppich

Mehrere Bundesminister waren ebenso zu Gast wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP. Auch das bayerische Landeskabinett war fast vollzählig am Roten Teppich vorgefahren. Treue Wagnerianer sind auch die Schauspieler Edgar Selge, Franziska Walser und Michaela May, letztere im bodenlangen Hippie-Blümchenkleid und mit Wuschelmähne. Auffallend unspektakulär dagegen Fürstin Gloria von Thurn und Taxis im braven Taftjäckchen. Erstmals in diesem Jahr nicht mit dabei: die Chansonsängerin Margot Werner, die am 1. Juli im Alter von 74 Jahren gestorben ist.

Der 31-jährige Regisseur Gloger inszenierte den „Holländer“ als eine Geschichte unserer Tage, die im Finanzmilieu spielt. Er sehe den auf dem Meer umherirrenden und nach Erlösung Suchenden als modernen Mann, der sich in einer „nachvollziehbaren Leidenssituation“ befinde - definiert durch seinen Lebensstil, der nur das Anhäufen von Reichtum kennt, sagte Gloger vor der Premiere.

Eklat um Tätowierung des russischen Bassbaritons Evgeny Nikitin

Schon vor Beginn der Festspiele war die noch ungesehene Eröffnungspremiere des „Fliegenden Holländers“ in aller Munde, denn im Vorfeld kam es zum Eklat. Der russische Bassbariton Evgeny Nikitin, der die Titelpartie in der Eröffnungspremiere des „Fliegenden Holländers“ singen sollte, reiste nur vier Tage vorher ab. Ein mit 16 Jahren auf seine Brust tätowiertes, aber längst übermaltes Hakenkreuz schien der Festspielleitung auf keinen Fall tragbar.

Die Festspiele zeigen bis 28. August neben dem „Holländer“ noch vier Wiederaufnahmen: „Tristan und Isolde“, „Parsifal“, „Lohengrin“ und „Tannhäuser“. (dapd)